Neuer Ansatz zur Behandlung der chronischen Hepatitis B

Prof. Dr. M. Cornberg und F. Rinker

© MHH/Kaiser

Ein Therapieabbruch kann bei Patienten mit einer chronischen Hepatitis-B-Virusinfektion zur Heilung führen: Das haben Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) herausgefunden. Das Team um DZIF-Forscher Prof. Dr. Markus Cornberg aus der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der MHH veröffentlichte diese Erkenntnisse im Journal of Infectious Diseases. Gleichberechtigte Erstautoren sind die Biologin Franziska Rinker und der Kliniker Christoph Höner zu Siederdissen.

Chronische Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten mit weltweit zirka 250 Millionen Betroffenen, die zu Leberkrebs führen kann. So genannte Nukleosid- beziehungsweise Nukleotid-Analoga (NUCs) werden als Tabletten verabreicht und können helfen, aber nicht heilen. „Das liegt daran, dass sie nicht gegen ein Minichromosom des Hepatitis B-Virus im Zellkern der Leberzelle ankommen und so weiterhin Virusproteine gebildet werden – jedoch ohne, dass vermehrungsfähige Viren entstehen. Wenn die Therapie gestoppt wird, steigt deshalb die Virusvermehrung wieder an“, erläutert Professor Dr. Markus Cornberg, dessen Professur vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung gefördert wird. Daher muss die Therapie dauerhaft erfolgen – jedenfalls solange, bis das Immunsystem es geschafft hat, das für die Viren notwendige Hüllprotein zu beseitigen. Erst dann kann man von Heilung sprechen. „Das ist nur bei 0,5 Prozent der Patienten pro Jahr der Fall. Etwas häufiger, bei fünf bis zehn Prozent der Patienten pro Jahr, kann dies geschehen, wenn dem Immunsystem mit dem Wirkstoff Interferon geholfen wird. Dieser Wirkstoff muss jedoch gespritzt werden und hat Nebenwirkungen."

Als Alternative hat sein Team in einer vom DZIF geförderten Studie mit 15 Patienten ohne fortgeschrittene Leberfibrose untersucht, ob dem Immunsystem eine Unterbrechung der Therapie mit NUCs hilft. Da sich die Viren nach dem Therapieabbruch bei den meisten Patienten wieder vermehrten, musste die Therapie wieder aufgenommen werden. Doch ein Jahr später war bei ihnen weniger Hüllprotein vorhanden und nach einem noch längeren Zeitraum verschwand es bei drei Patienten sogar vollständig, sodass sie die Therapie beenden konnten. In der Tat konnte durch den Therapieabbruch und den Virusrückfall bei den Patienten eine Stimulation von einigen Immunbotenstoffen festgestellt werden.

„Ein kontrollierter Therapiestopp nach mindestens dreijähriger Therapie ist bei Patienten mit chronischer Hepatitis B-Virusinfektion ohne deutliche Fibrose eine gute Option, um den Verlust des Hüllproteins zu beschleunigen“, meint Professor Cornberg.

Zur Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover

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