Das DZIF auf der 25. Internationalen AIDS-Konferenz „AIDS 2024“ in München

Zahlreiche DZIF-Forschende waren auf dem bedeutendsten Treffen von Forschenden und Nicht-Wissenschaftler:innen zum Thema HIV und AIDS vertreten

Prof. Dr. Christoph Spinner während der Eröffnungsfeier der „AIDS 2024“ in München.

© IAS/Steve Forrest

Vom 22. bis 26. Juli fand in München die 25. Welt-AIDS-Konferenz statt. Mehr als 10.000 Gäste aus aller Welt kamen in München zusammen. Während des fünftägigen Treffens kamen Betroffene, Künstler:innen, Ärztinnen und Ärzte sowie Forschende und Nicht-Wissenschaftler:innen zusammen. Auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter des DZIF beteiligten sich am Konferenzprogramm. DZIF-Infektiologe Prof. Dr. Christoph Spinner hatte den lokalen Vorsitz der Konferenz inne.

Die erste Welt-AIDS-Konferenz fand 1985 in Atlanta, USA, statt und war zuletzt 1993 zu Gast in Deutschland. In den fast 40 Jahren seit der ersten Konferenz haben Wissenschaftler:innen und Nicht-Wissenschaftler:innen gemeinsam viel erreicht: AIDS ist mittlerweile gut behandelbar. Doch leider haben viele keinen Zugang zu den verfügbaren Behandlungsoptionen: 2023 starben weltweit rund 630.000 Menschen an AIDS-bedingten Krankheiten. „Besonders betroffen sind viele afrikanische, osteuropäische und asiatische Länder. In Afrika, Osteuropa und Asien ist die Zahl der Neuinfektionen beispielsweise zwischen 2010 und 2019 noch einmal deutlich angestiegen“, so Prof. Christoph Spinner. 

Prof. Spinner behandelt Patientinnen und Patienten im Interdisziplinären HIV-Zentrum IZAR des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. Am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung forscht er unter anderem zu Wechsel- und Nebenwirkungen der antiretroviralen Therapie, die das HI-Virus in Schach hält, sowie zur HIV-Prävention. Mit den heutigen Medikamenten ist zwar eine funktionelle Heilung möglich, eine sterilisierende Heilung, bei der das HI-Virus vollständig aus dem Körper entfernt wird, existiert jedoch noch nicht. Eine definitive Heilung ist bisher nur in wenigen Fällen gelungen. Darüber hinaus ist die vorbeugende Einnahme von antiviralen Medikamenten für vulnerable Gruppen mit erhöhtem HIV-Risiko eine wirksame Präventionsstrategie. „Übrigens schützt die erfolgreiche antivirale Therapie von Menschen mit HIV auch vor einer Übertragung. Das Prinzip wird als Schutz durch Therapie bezeichnet“, sagt Prof. Spinner. 

Es bleibe noch viel zu tun, um den Zugang zu Informationen, Prävention und Therapie zu verbessern, so Prof. Spinner im Vorfeld des Kongresses. Zudem seien viele Personen mit HIV nach wie vor von Stigmatisierung und Ausgrenzung betroffen. 

Das DZIF widmet HIV/AIDS einen eigenen Forschungsbereich. Einige der Forschungsergebnisse wurden auf der „AIDS 2024“ vorgestellt und diskutiert:

Sprach(miss/ge)brauch in der wissenschaftlichen Kommunikation

Viele Menschen mit HIV haben Traumata, Rassismus oder einen Mangel an einfühlsamer Kommunikation in der Interaktion mit medizinischen Einrichtungen erlebt. Dies kann zur Ablehnung von Gesundheitsmaßnahmen und zu Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen im Allgemeinen führen. Ein bewusster und sensibler Umgang mit Sprache ist daher wichtig, um Betroffenen den bestmöglichen Zugang zu Prävention und Behandlung bieten zu können.

Im Rahmen eines Workshops und einer Podiumsdiskussion luden DZIF-Wissenschaftlerinnen und  Wissenschaftler dazu ein, an Lösungen für Sprachbarrieren zu arbeiten. Der Workshop wurde organisiert von DZIF-Wissenschaftlerin PD Dr. Dr. Ulrike Lange, Leibniz-Institut für Virologie (LIV), und Sydney Norman, Programmkoordinatorin des HOPE-Netzwerks

Im Rahmen der Podiumsdiskussion diskutierten die DZIF-HIV-Forscherinnen Dr. Dr. Angelique Hölzemer (LIV) und Dr. Frauke Mücksch (Universität Heidelberg) sowie Marc Franke als Vertreter der HIV-Community im noch jungen DZIF-Patientenbeirat gemeinsam mit Alecia Tramel-McIntyre und Raif Derrazi – beide Mitglieder des HOPE-Community-Beirats. Sie thematisierten unter anderem, wie Sprache bei der Präsentation wissenschaftlicher Ergebnisse und in Fragebögen sensibel eingesetzt werden kann und wie Wissenschaft in konkrete Maßnahmen und Interventionen vor Ort umgesetzt werden kann.

Immunkontrolle von Virusreservoiren

Neue zielgerichtete Immuntherapien sind ein wichtiger Schwerpunkt in der weiteren Erforschung von HIV-Behandlungsmöglichkeiten, die eine Remission oder sogar Heilung zum Ziel haben. Der Forschungsbereich HIV des DZIF organisierte unter der Koordination von Prof. Marcus Altfeld gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „RHIVIERA“ der französischen Forschungseinrichtung „ANRS | MIE“ ein Satellitensymposium zum Thema „Immunkontrolle von Virusreservoiren“. DZIF-Vertreter:innen und weitere internationale Expert:innen gaben einen Überblick über den Stand der Forschung und diskutierten, welche Konsequenzen für die weitere Forschung zur Heilung von HIV gezogen werden sollten. Mit dabei war auch DZIF-Wissenschaftler PD Dr. Dr. Philip Schommers, der im Rahmen des Satellitensymposiums Forschungsergebnisse zu breit neutralisierenden Antikörpern und deren Rolle für zukünftige Therapieansätze vorstellte.

Spende für den Forschungsbereich HIV ermöglicht wissenschaftlichem DZIF-Nachwuchs die Teilnahme an „AIDS 2024“

Zahlreiche weitere DZIF-Forschende nahmen am globalen Austausch auf der „AIDS 2024“ teil. Eine großzügige Spende in Höhe von 5.000 Euro für den Forschungsbereich HIV ermöglichte zwölf DZIF-Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern die Teilnahme am Kongress – eine tolle Gelegenheit auch für sie, sich mit der internationalen Community zu vernetzen. Studierende und Postdocs, die an DZIF-Projekten im Bereich HIV mitarbeiten, konnten sich um Reisestipendien bewerben. Die ausgewählten jungen Wissenschaftler:innen stellten auf der „AIDS 2024“ im Rahmen von Posterpräsentationen Ergebnisse aus ihren HIV-Projekten vor. Darunter ebenfalls einige Projekte zur Immunkontrolle von Virusreservoirs sowie zum therapeutischen Einsatz von breit neutralisierenden Antikörpern.

Der nächste internationale Welt-AIDS-Kongress wird 2025 in Kigali, Ruanda, stattfinden. Sicherlich wieder mit wertvollen Beiträgen auch von DZIF-Forschenden!

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