Epidemiologe Gérard Krause wechselt zur WHO

Prof. Gérard Krause erhielt 2022 den DZIF-Preis für translationale Infektionsforschung.

© HZI/Verena Meier

Der DZIF-Wissenschaftler und Epidemiologe Prof. Gérard Krause wechselt zum 1. März 2023 zur Weltgesundheitsorganisation WHO. Dort wird er eine neu eingerichtete Abteilung für „Surveillance Systems“ übernehmen. In seiner zwölfjährigen Laufbahn als Leiter der Abteilung für Epidemiologie des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) war Gérard Krause maßgeblich an der Entwicklung verschiedener Digital Health-Tools wie SORMAS, PIA und SafeVac und neuer labordiagnostischer Verfahren sowie an der Durchführung mehrerer großer epidemiologischer Bevölkerungsstudien beteiligt. Von 2016 bis 2020 koordinierte er auch die Infrastruktur „Epidemiologie“ des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). Über seine Tätigkeiten am HZI und DZIF hinaus hatte Krause auch enge Verbindungen zur Medizinischen Hochschule Hannover, dem TWINCORE und der NAKO Gesundheitsstudie.

„Gérard Krause hat als international angesehener Epidemiologe in den vergangenen zwölf Jahren eine Vielzahl bedeutender Leistungen für die Forschung und die strategische Ausrichtung des HZI erbracht. Insbesondere die Entwicklung und die nationale und internationale Verbreitung von SORMAS sowie sein großes persönliches Engagement in der öffentlichen Aufklärungsarbeit zur Corona-Pandemie waren Beiträge von besonders hohem gesellschaftlichem Wert“, sagt Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI und Vorstandsmitglied des DZIF. „Seine neue herausgehobene Position bei der WHO ist eine besondere Auszeichnung sowohl für ihn als Wissenschaftler wie auch eine besondere Wertschätzung unserer Forscherinnen und Forscher, die daran arbeiten, aktuelle und zukünftige Infektionsausbrüche besser zu kontrollieren. Zugleich bedauern wir Gérard Krauses bevorstehenden Weggang sehr, der zunächst eine große Lücke hinterlassen wird.“

Der Mediziner Gérard Krause arbeitete nach seiner Promotion in Tropenhygiene im Jahr 1993 zunächst in der Inneren Medizin, Tropenmedizin, Krankenhaushygiene und Epidemiologie in Deutschland und den USA. Im Jahr 2000 wechselte er als Fachgebiets- und späterer Abteilungsleiter ans Robert Koch-Institut. Nach seiner Habilitation 2005 erfolgte im Jahr 2011 dann die gemeinsame Berufung auf den Lehrstuhl für Infektionsepidemiologie der Medizinischen Hochschule Hannover und an das HZI als Leiter der Abteilung für Epidemiologie. Krause ist Mitbegründer der NAKO Gesundheitsstudie und gründete 2013 den deutschlandweit ersten Promotionsstudiengang in Epidemiologie. 2016 wurde er zusätzlich Direktor des neu eingerichteten Instituts für Infektionsepidemiologie am TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung. 2016 bis 2017 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie.

„Prof. Krause hat sich durch seine Arbeit am HZI bei der Pandemiebewältigung in Deutschland sehr verdient gemacht. Denn zusätzlich zu seiner Infektionsforschung hatte er auch großen Anteil am Aufbau des Surveillancesystems SORMAS. Dadurch konnten die für die Pandemiebewältigung so wichtigen Daten zum Infektionsgeschehen gebündelt und für die Entscheidungsträger aufbereitet werden. Für seine neuen Aufgaben bei der WHO wünsche ich ihm viel Erfolg und bin mir sicher, dass er die WHO im Bereich Surveillance mit seinem Know-how weiter voranbringen wird“, sagt Staatssekretärin Judith Pirscher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

„Dass wir Prof. Gérard Krause nun aus Braunschweig verabschieden, ist für die Helmholtz-Gemeinschaft höchst bedauerlich, für die globale Gesundheit aber ein Glücksfall. Wir sind stolz darauf, dass einer unserer herausragenden Infektionsforscher auf eine solche Spitzenposition bei der WHO berufen wurde. SORMAS ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie Helmholtz-Spitzenforschung zum richtigen Zeitpunkt in die Praxis überführt werden kann, um zur Lösung großer Herausforderungen unserer Zeit beizutragen. Wir danken Gérard Krause aufrichtig für die großartige Arbeit, die er für die Helmholtz-Forschung am HZI, aber auch für den Forschungsstandort Deutschland insgesamt geleistet hat“, sagt Prof. Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft.

Krause wird bei der WHO in Genf die Leitung der neu eingerichteten Abteilung für „Surveillance Systems“ übernehmen. Die Abteilung wird den internationalen Austausch und die wechselseitige Ergänzung unterschiedlichster Frühwarn- und Erhebungssysteme für Infektionskrankheiten fördern. Zusammen mit Expert:innen der WHO-Regionen, der nationalen Public Health-Institute und der Wissenschaft sollen internationale Standards entwickelt und die Länder bei der Stärkung ihrer Surveillance-Systeme unterstützt werden, um so Epidemien und Pandemien frühzeitig entdecken und zielgerichtet eindämmen zu können. „Die Epidemieüberwachung so ganzheitlich und umfassend anzugehen, ist eine echte Chance, die Welt vor künftigen Epidemien besser zu schützen“, sagt Gérard Krause. „Die Aufgabe ist allerdings riesig. Hierzu möchte ich gerne meinen Beitrag leisten.“

„Gérard Krause hat in den vergangenen Jahren immer wieder unter Beweis gestellt, wie Forschungs- und Innovationsarbeit im Bereich für Frühwarn- und Surveillance-Systeme zusammengebracht werden können. Es ist großartig, dass wir mit ihm im Team diese Erfahrung nun zum Wohle aller Mitgliedsstaaten der WHO einsetzen können“, sagt Dr. Chikwe Ihekweazu, Assistant-Director General bei der WHO und Leiter der Division für Aufklärungs- und Surveillance-Systeme, zu dem auch der WHO-Hub für Pandemische und Epidemische Aufklärung in Berlin zählt.

In diesem Jahr wird Gérard Krause für die Entwicklung von SORMAS mit dem DZIF-Preis für translationale Infektionsforschung ausgezeichnet. Zudem kam SORMAS in der Finalrunde des hoch dotierten Zayed-Nachhaltigkeitspreises aus weltweit über 900 eingereichten Projekten unter die Top 3. Krause hat anlässlich der westafrikanischen Ebola-Epidemie 2014/2015 gemeinsam mit Partnern aus Nigeria und Deutschland die digitale Open-Source-Plattform SORMAS entwickelt. SORMAS steht für „Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System“ und hilft bei der frühzeitigen Erkennung von Epidemien und dem Management von Eindämmungsmaßnahmen. Mittlerweile ist die Software in elf Ländern Afrikas, Asiens und Europas erfolgreich im Einsatz, unter anderem bei der Bekämpfung von Lassa-Fieber, Affenpocken, Meningitis, Masern sowie in der COVID-19-Pandemie. Auch in Deutschland haben über 130 Gesundheitsämter SORMAS zur Pandemiebewältigung genutzt. Um eine nachhaltige Weiterentwicklung und Expansion von SORMAS sicherzustellen, hat das HZI die von Krause konzipierte SORMAS Foundation als gemeinnütziges Start-up ausgegründet (www.sormas.org).

Quelle: Pressemitteilung des HZI.