Neuer Wirkstoff BTZ-043 gegen Tuberkulose
Seit 2014 entwickeln Wissenschaftler:innen im DZIF ein vielversprechendes Antibiotikum gegen Tuberkulose, das in präklinischen Tests auch gegen multiresistente Erreger hochwirksam war. Die Prüfsubstanz BTZ-043, ein Benzothiazinon, ist ein völlig neuer Wirkstoff, der in einer Phase-I-Studie bereits eine gute Verträglichkeit gezeigt hat. Das in Deutschland erforschte Antibiotikum gegen Tuberkulose befindet sich in der fortgeschrittenen klinischen Erprobung.
Hintergrund
Tuberkulose ist die weltweit häufigste Todesursache, die durch eine bakterielle Infektion verursacht wird. Jährlich sterben daran nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) circa 1,5 Millionen Menschen, insbesondere in Südostasien, Afrika und der Westpazifik-Region. Eine enorme Herausforderung bei der Behandlung von Tuberkulose ist das vermehrte Auftreten resistenter Keime, gegen die nur noch wenige Antibiotika helfen. Die WHO setzt daher große Hoffnungen auf die Entwicklung von Medikamenten, die auf neuen Wirkstoffen basieren. Die Prüfsubstanz BTZ-043, ein Benzothiazinon, ist so ein neuer Wirkstoff.
Entdeckt wurde BTZ-043 von Forscherinnen und Forschern des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) in Jena. Seit 2014 wird der Wirkstoff in einer Partnerschaft von Wissenschaftlern des Leibniz-HKI und des Tropeninstituts am Klinikum der LMU München im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und InfectControl entwickelt. Finanziert wird die Studie mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des European and Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP), sowie des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und des Freistaats Thüringen. Seit Juni 2021 wird die weitere präklinische und klinische Entwicklung im Rahmen des IMI-Konsortiums UNITE4TB („Academia and Industry United Innovation and Treatment for Tuberculosis“) durchgeführt.
Entwicklung
Nach dem Start der klinisches Studien 2019 in Kapstadt wurden im DZIF weitere Studien zur Verträglichkeit (Phase Ib) und Wirksamkeit (Phase IIa) durchgeführt. Ziel der weiteren Entwicklung von BTZ-043 in internationalen Forschungsteams ist die Suche nach gut wirksamen Kombinationspartnern. In der Regel wird eine Kombination aus drei bis vier Präparaten eingesetzt, um Resistenzen vorzubeugen.
Welche Kombinationsmedikamente, welche Dosierung und schließlich welche Therapiedauer die richtige ist, wird sowohl im Rahmen des europäisch-afrikanischen Konsortiums PanACEA als auch in klinischen Studien der Phase II innerhalb des Forschungskonsortiums UNITE4TB untersucht. Studienleiter ist Prof. Dr. Michael Hoelscher vom Tropeninstitut des Klinikums der LMU.