Wissenschaftspreis für Mikrobiologen Jörg Overmann
Der Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft „Forschung in Verantwortung“ geht in diesem Jahr an Prof. Jörg Overmann, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen sowie Professor an der Technischen Universität Braunschweig und langjähriger Koordinator der Pathogenbank im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).
Die Auszeichnung würdigt die Arbeiten des Mikrobiologen zur Biodiversität von Mikroorganismen sowie sein Engagement zum fairen Interessenausgleich bei der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzung der biologischen Vielfalt weltweit. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird im Rahmen der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft am 23. November 2022 verliehen.
Jörg Overmann gehört zu den renommiertesten deutschen Mikrobiologen. Sein wissenschaftliches Werk widmet sich der biologischen Vielfalt von Mikroorganismen und spannt sich von Tiefseebakterien und ihrer Rolle im Kohlenstoffkreislauf bis zum Einfluss von Bakteriengemeinschaften an Pflanzenwurzeln. Seine Forschungsergebnisse schlagen sich in mehr als 300 Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften nieder. Jörg Overmann ist es zudem vielfach gelungen, zuvor nicht kultivierbare Bakterienarten im Labor zu vermehren und sie damit überhaupt erst für die Forschung und Entwicklung zugänglich zu machen. Damit verkörpert er zugleich die Mission des von ihm geleiteten Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, das auch Mitglied im DZIF ist: Neben der Forschung zu Mikroorganismen widmet sich das Institut der wichtigen Aufgabe, diese zu sammeln, zu kultivieren und sowohl für die akademische Forschung als auch für die wirtschaftliche Entwicklung zugänglich zu machen. Dazu wurde an der DSMZ die Datenbank BacDive (https://bacdive.dsmz.de) etabliert, die die weltweit einzige öffentliche Ressource mit standardisierten und qualitätskontrollierten phänotypischen Daten zu allen bekannten Bakterienarten ist.
„Mit Jörg Overmann zeichnen wir einen exzellenten Wissenschaftler aus, der mit seinen großartigen Forschungsarbeiten in die Gesellschaft wirkt und auf ganz besondere Weise Verantwortung übernimmt“, betont Volker Meyer-Guckel, Generalsekretär des Stifterverbandes. „Vor allem sein herausragendes Engagement, Forschungsdaten in dem Bereich Lebenswissenschaften zu öffnen, ist beispielhaft. Jörg Overmann hat durch seine Arbeit eine weltweit einzigartige, freizugängliche Datenbank etabliert. Damit leistet er einen außerordentlichen Beitrag für die globale Erforschung der Biodiversität.“
Der Preisträger:
Prof. Dr. Jörg Overmann studierte Biologie an den Universitäten Bochum und Freiburg, wurde 1991 an der Universität Konstanz im Fach Mikrobiologie promoviert. Es folgten wissenschaftliche Stationen als Postdoc in Vancouver (Kanada), als wissenschaftlicher Assistent in Oldenburg, wo sich Overmann 1999 habilitierte, sowie als Professor für Mikrobiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seit dem Jahr 2010 ist Jörg Overmann wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braunschweig und ordentlicher Professor für Mikrobiologie an der Technischen Universität Braunschweig. Zum vielfältigen Engagement Overmanns zählen unter anderem die Mitgliedschaft in der Ständigen Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Grundsatzfragen der biologischen Vielfalt, die Funktion des Präsidiumsbeauftragten der Leibniz-Gemeinschaft für Ethik der Forschung sowie des stellvertretenden Sprechers des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität sowie die langjährige Koordination der DZIF-Infrastruktur „Pathogenbank“.
Der Preis
Der mit 50.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft „Forschung in Verantwortung“ wird auf Vorschlag der Leibniz-Gemeinschaft für hervorragende Gesamtleistungen von Forscherinnen und Forschern vergeben, die sich durch besondere gesellschaftliche Relevanz und gute Umsetzbarkeit auszeichnen. Durch die Preisvergabe sollen die Leistungen der Wissenschaft für die Allgemeinheit sichtbar werden. Preiswürdig sind Forschungsarbeiten, deren Ergebnisse die Grundlagen für innovative Anwendungen in Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft bilden. Der Preis wird alle zwei Jahre im Rahmen der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft verliehen.
Quelle:
Pressemitteilung DSMZ