Chronische Hepatitis B: Entwicklung eines hitzestabilen therapeutischen Impfstoffs
Etwa 300 Millionen Menschen weltweit leben derzeit mit einer chronischen Hepatitis-B-Virusinfektion (HBV), für die es noch keine Heilung gibt. Ein Forscherteam um die DZIF-Professorin Ulrike Protzer vom Helmholtz Munich und der Technischen Universität München (TUM) erforscht einen neuen therapeutischen Impfstoff gegen HBV, genannt TherVacB, der die Heilung der chronischen Hepatitis B ermöglichen könnte. Ein großes Problem besteht darin, dass der Impfstoff hitzestabil sein muss, um größere Kühlketten zu vermeiden. Für dieses Problem hat das Team in München nun mit einer optimalen Formulierung eine Lösung gefunden.
Eine chronische Hepatitis B erhöht das Risiko für Patient:innen, an Leberversagen, Leberkrebs oder Leberzirrhose zu erkranken – eine Erkrankung, bei der die Leber dauerhaft vernarbt. Eine therapeutische Impfung stellt eine Behandlungsmöglichkeit dar, die den Patient:innen Heilung bringen könnte. Das Forscherteam aus Expert:innen der Virologie, Immunologie und Medizin, die auf die Behandlung von viraler Hepatitis spezialisiert sind, will den neu entwickelten Impfstoff TherVacB als Immuntherapie zur Heilung von HBV einsetzen. TherVacB soll ab 2024 in einer klinischen Studie in Europa und Afrika getestet werden. Mehr zu TherVacB
Bei der Entwicklung von Impfstoffen gibt es jedoch eine große Herausforderung: Um ihre Wirksamkeit zu gewährleisten, benötigen die Impfstoffe eine Kühlkette für Transport und Lagerung. Die Aufrechterhaltung eines bestimmten Temperaturbereichs durch eine funktionierende Kühlkette kann sich insbesondere für Länder mit begrenzten Ressourcen als schwierig erweisen und zur Beschädigung oder Zerstörung des Impfstoffs führen. Dieses Problem kann entschärft werden, wenn die Impfstoffe bei höheren Temperaturen stabil sind.
Resistent gegen Hitze-Einwirkungen
Um die weltweite Verteilung von TherVacB ohne die Notwendigkeit einer Kühlkette zu ermöglichen, entwickelten die Erstautorinnen der Studie, Dr. Julia Sacherl und Dr. Anna Kosinska sowie ihre Kolleg:innen, thermostabile Komponenten des Impfstoffs. Die Ergebnisse wurden nun im Journal of Hepatology Reports veröffentlicht. Die Forscher:innen konnten zeigen, dass die hitzestabilen Impfstoffkomponenten gut verträglich sind und in präklinischen Mausmodellen auch nach langfristiger Exposition gegenüber hohen Umgebungstemperaturen eine Immunantwort induzieren und das Virus kontrollieren.
Die Erkenntnisse der Forscher:innen sind ein entscheidender Schritt bei der Entwicklung von TherVacB. Darüber hinaus bieten die Ergebnisse eine Möglichkeit, globale Impfaktionen in Zukunft zu erleichtern: Nicht nur die Kosten für Impfkampagnen können gesenkt werden, sondern auch die Anwendung des therapeutischen Impfstoffs kann erleichtert werden. Ein großer Vorteil für viele Hepatitis-B Patient:innen weltweit.
Quelle: Helmholtz Munich