Corallopyronin A: Neues Antibiotikum gegen Wurminfektionen
Bereits 2009 entdeckten Prof. Achim Hörauf und sein Team am Uniklinikum Bonn, dass der Naturstoff Corallopyronin A gegen Würmer aus der Gruppe der Filarien wirksam ist. Infektionen mit diesen Würmern können zur Flussblindheit und unbehandelt auch zur sog. Elephantiasis führen – eine gefürchtete Krankheit, bei der sich Körperteile stark vergrößern. Im DZIF entwickeln die Forschenden die Substanz nun zu einem Medikament weiter. Der Produktionsprozess für ein qualitativ hochwertiges Corallopyronin A nach Arzneimittelstandard (GMP) ist etabliert. Derzeit befindet sich die translationale Forschung in der Endphase der präklinischen Erprobung und die erste klinische Testung (Phase I) soll 2025/2026 erfolgen.
Hintergrund
Mehr als 21 Millionen Menschen in Afrika sind mit dem Fadenwurm Onchocerca volvulus, dem Erreger der Flussblindheit, infiziert. Etwa jeder Zehnte der Betroffenen erblindet. Benötigt werden Wirkstoffe, die die langlebigen erwachsenen Würmer abtöten. Mit Corallopyronin A haben die Wissenschaftler:innen um Achim Hörauf einen Wirkstoff gefunden, der genau das leisten kann. Er zerstört zunächst nicht die Würmer selbst, sondern die Bakterien, die als Symbionten in den Würmern leben. Da die Bakterien jedoch für das Überleben der Würmer notwendig sind, sterben diese im zweiten Schritt ebenfalls ab.
Neben diesen Bakterien in Fadenwürmern sind nachweislich die Erreger des Tsutsugamushi-Fiebers (zur Publikation), auch Busch-Typhus, sowie Chlamydien gegen Corallopyronin A empfindich. Die Forschenden sehen in Corallopyroninen insgesamt eine vielversprechende Substanzklasse auch für die Entwicklung von antibakteriellen Therapeutika zur Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen und resistenten Bakterien.
Entwicklung
Das aus einem Umweltbakterium stammende Corallopyronin A wurde bereits in den 80er Jahren von Wissenschaftlern am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung als wirksames Antibiotikum gegen Staphylokokken erkannt. Als dann an der Bonner Universität das Team um Achim Hörauf die Wirksamkeit gegen Filarien entdeckte, die insbesondere in Afrika und anderen tropischen Gebieten verheerende Folgen für Betroffene haben, nahmen die Wissenschaftler aus dem DZIF die Substanz für eine Anwendung näher in den Blick. Die translationale Forschung befindet sich derzeit in der Endphase der präklinischen Testung von Corallopyronin A.
In Zusammenarbeit mit dem HZI konnte bereits ein biotechnologischer Prozess etabliert werden, mit dem der Wirkstoff in ausreichender Konzentration und Reinheit für die Toxizitätsprüfungen produziert werden kann (zu den Publikationen hierzu aus den Jahren 2017 und 2019).
Für den Produktionsprozess konnte 2021 ein Lohnhersteller gefunden werden: die belgische Firma BBEPP (Bio Base Europe Pilot Plant) übernimmt den ersten Part des fermentativen Herstellungsprozesses. Die Aufreinigung hin zum 95 Prozent reinen Wirkstoff wird von der Arbeitsgruppe um Prof. Marc Stadler, HZI, innerhalb des DZIF durchgeführt. Die Produktion von CorA unter GMP-Bedingungen übernimmt der deutsche Auftragshersteller Phyton Biotech.
Partner
- Uniklinikum Bonn (mehr Informationen zum Projekt unter: https://www.microbiology-bonn.de/)
- HZI
- Incubator for Antibacterial Therapies in Europe (INCATE)
- Drug for Neglected Diseases initiative (DNDi)
- DZIF
- Bio Base Europe Pilot Plant (BBEPP)
- Phyton Biotech