Das DZIF trauert um Professor Gerd Sutter
Prof. Dr. vet. med. Dr. h.c. Gerd Sutter verstarb im Alter von 61 Jahren. Seine wegweisenden Arbeiten zur Entwicklung von MVA-Impfstoffen unter anderem gegen Masern, MERS-CoV oder das West-Nil-Virus prägten die moderne Infektionsforschung. Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) setzte er sich insbesondere für die Etablierung der translationalen MVA-Impfstoffplattform ein. Sein herausragendes Engagement und seine positiven Qualitäten hinterlassen eine tiefe Lücke in der Wissenschaftsgemeinschaft und am DZIF.
Prof. Gerd Sutter wurde 1962 in Kaiserslautern geboren und studierte Veterinärmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Nach seinem Studium im Jahr 1988 begann er mit seiner Doktorarbeit am Institut für Mikrobiologie der Tiermedizinischen Fakultät in München seine virologische Forschung zum Modifizierten Vacciniavirus Ankara (MVA). Von 1990 bis 1993 arbeitete er als Postdoc an den National Institutes of Health in Bethesda in den USA.
1994 kehrte er nach Deutschland zurück und setzte seine Arbeit mit Pockenviren und MVA-Impfstoffen in einer eigenen Forschungsgruppe am Institut für Molekulare Virologie des Helmholtz Zentrums München fort. 1999 habilitierte er sich für das Fach Virologie am Institut für Mikrobiologie der LMU München. 2003 wurde er Direktor und Professor der Abteilung Virologie des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen, wo er neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch mit regulatorischen Aufgaben zur Impfstoffentwicklung und -zulassung befasst war.
2009 wurde er zum Professor und Leiter des Institutes für Virologie an der Tiermedizinischen Fakultät der LMU München berufen. In seiner Funktion als Tierarzt und Virologieprofessor an der Tiermedizinischen Fakultät der LMU fühlte er sich zutiefst dem One-Health-Gedanken verpflichtet. Influenza-, Paramyxo- und Coronaviren sind nur einige der vielen zoonotischen Krankheitserreger, an denen Gerd Sutter gearbeitet hat.
Bereits während seiner Doktorarbeit entwickelte er ein ausgeprägtes Interesse an Pockenviren – insbesondere an MVA und der Möglichkeit, MVA als viralen Vektor für die Impfstoffentwicklung einzusetzen. In diesem Zusammenhang etablierte er die Technik zur Insertion von Fremdgenen in das MVA-Genom. Damit war methodisch der Weg zur Herstellung rekombinanter MVA-Impfstoffe gegen verschiedene Infektionserreger geebnet. Gerd Sutter hat auf diesem Weg rekombinante MVA-Impfstoffkandidaten gegen HIV, Masern, Aviäre Influenza (Vogelgrippe), MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus), SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) und gegen das West-Nil-Virus hergestellt.
Prof. Gerd Sutters Engagement im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung
Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) engagierte er sich seit der Gründung 2012 als Experte für die Entwicklung neuer Impfstrategien, insbesondere im Forschungsbereich „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ und seit 2019 auch als Vorsitzender des Internen Beirats. Ein weiterer Durchbruch zur Etablierung einer MVA-Impfstoffplattform gelang ihm, als er auf der Basis der von ihm entwickelten präklinischen Protokolle und seiner exzellenten interdisziplinären Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen weltweit entscheidend dazu beigetragen hat, dass solche rekombinanten Impfstoffe auch in klinischen Studien im Menschen getestet werden konnten. Damit legte Gerd Sutter den Grundstein für die Etablierung der translationalen MVA-Impfstoffplattform im DZIF, die mittlerweile in verschiedenen Bereichen zur Anwendung kommt.
Besonders hervorzuheben sind seine Arbeiten zur Entwicklung eines MVA-Impfstoffs gegen MERS-CoV sowie die schnelle Entwicklung eines MVA-Impfstoffes gegen COVID-19. Beide Impfstoffe wurden im DZIF bis zur klinischen Prüfung der Phase Ia/b entwickelt. Für diese Pionierarbeiten zur klinischen Entwicklung von MVA-Impfstoffen wurde Gerd Sutter im Jahr 2020 mit dem DZIF-Preis für Translationale Infektionsforschung geehrt.
„Gerd Sutter hat seine Kolleginnen und Kollegen durch seine positive Ausstrahlung, Begeisterungsfähigkeit, Großzügigkeit und strategische Weitsicht beeindruckt“, sagt Prof. Asisa Volz als langjährige Kollegin. „Gleichzeitig war er ein sehr bescheidener Mensch, der immer ein offenes Ohr hatte und andere unterstützte, wann immer er die Gelegenheit dazu hatte.“ „Mit Gerd Sutter verliert das DZIF einen hochengagierten und herausragenden Forscher und wunderbaren Kollegen. Wir werden ihn sehr vermissen“, so DZIF-Vorstandsvorsitzender Prof. Dirk Busch.