Lehren aus der COVID-19-Pandemie

Identifizierung wichtiger diagnostischer und sozioökonomischer Schlüsselfaktoren für die Pandemievorsorge

Eine Mitarbeiterin aus dem Team von Prof. Jan Felix Drexler demonstriert die Anwendung von Antigen-Schnelltests in der kolumbianischen Grenzregion zu Venezuela im Jahr 2021.

© Charité/Edmilson de Oliveira Filho

Die COVID-19-Pandemie hat kritische Schwachstellen im globalen Gesundheitssystem aufgedeckt und wichtige Lehren für eine bessere Vorbereitung auf künftige Notfälle geliefert. Ein Beispiel ist Lateinamerika, wo der Zugang zu Tests aufgrund hoher Kosten und schlechter Infrastruktur eingeschränkt war. In den letzten Monaten sind drei Studien erschienen, die kritische Mängel aufzeigen und Lehren für die Widerstandsfähigkeit und Gerechtigkeit der globalen Gesundheitsversorgung ziehen. Von diagnostischen Einschränkungen in ressourcenbeschränkten Regionen bis hin zu sozioökonomischen Unterschieden in der Testkapazität – die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit kooperativer und global gerechter Gesundheitsstrategien.

Soziale Ungleichheit beschränkt Testkapazitäten

Eine sozioökonomische Studie, die im Februar 2025 im Fachjournal BMJ Open veröffentlicht wurde, zeigt, wie sich Unterschiede in Wohlstand und Staatsführung auf die weltweiten Testkapazitäten während der COVID-19-Pandemie ausgewirkt haben. Durch die Analyse der Beziehung zwischen den Labortestkapazitäten für das SARS-CoV-2-Virus und sozioökonomischen Faktoren – insbesondere Wohlstand, Staatsführung und soziale Ungleichheit – identifiziert die Studie mögliche Faktoren für die weltweiten Unterschiede in den Testkapazitäten während der Pandemie. Basis der Studie sind Daten aus 109 Ländern in den Jahren 2020-2021.

Die Analyse zeigt große Unterschiede beim Zugang zu Tests. „Wir haben festgestellt, dass sozioökonomische und geschlechtsspezifische Ungleichheiten eine wichtige Rolle für den Zugang zu SARS-CoV-2-Tests spielen“, sagt Prof. Felix Drexler von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Hauptautor aller drei Studien. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit eines gleichberechtigten Zugangs zur Gesundheitsversorgung und die dringende Notwendigkeit, die Diagnosekapazitäten zu erhöhen, um die Ausbreitung von Krankheitserregern einzudämmen und damit die Pandemievorsorge zu verbessern.

Systemische Schwächen bei Testkapazitäten und Zugang zu Gesundheitsversorgung

Die Analyse bestätigte auch die Ergebnisse eines gemeinsamen Berichts von DZIF Wissenschaftler:innen und dem Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, der im November 2024 von der EU-LAC Foundation – einer gemeinsamen Stiftung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sowie den Ländern Lateinamerikas und der Karibik (LAC) – veröffentlicht wurde. In dem Bericht wurden die von COVID-19 aufgedeckten systemischen Schwächen hervorgehoben und eine Verbesserung der regionalen Kapazitäten für die Herstellung von Arzneimitteln und Impfstoffen sowie ein fairer Rahmen für geistige Eigentumsrechte gefordert, um Innovationen zu fördern.

Große Herausforderungen in ressourcenbeschränkten Regionen

Eine dritte Studie, die im März 2025 in der Fachzeitschrift Health Policy veröffentlicht wurde, kam ebenfalls zu dem Schluss, dass diagnostische Dienstleistungen für die globale Reaktion auf COVID-19 von entscheidender Bedeutung sind, aber in ressourcenbeschränkte Regionen vor großen Herausforderungen stehen. Die Studie untersuchte die COVID-19-Diagnostik in 20 Ländern, in denen DZIF-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler während der Pandemie vor Ort neue Tests etabliert und Laborpersonal geschult hatten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass der Aufbau von Kapazitäten durch teure und schwer zugängliche Reagenzien, schlechte Infrastruktur und begrenzte personelle Ressourcen behindert wird. Die Studie gelangt zu dem Schluss, dass eine sichere Finanzierung, ein klares Mandat von regionalen und nationalen Interessenvertretern und eine starke Integration der Diagnostik für die Pandemievorsorge von entscheidender Bedeutung sind.

„Unsere gemeinsamen Erkenntnisse unterstreichen den Handlungsbedarf für eine nachhaltige internationale Zusammenarbeit, eine gerechte Verteilung der Ressourcen und widerstandsfähige Gesundheitssysteme“, sagt Drexler, der am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) im Forschungsbereich „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ arbeitet. Er verweist auf die wichtigen Forschungsbeiträge, die das DZIF während und nach der Pandemie in Lateinamerika und anderen Regionen der Welt, auch in Zusammenarbeit mit den Afrikanischen Partner-Institutionen des DZIF, geleistet hat: „Die Integration dieser Lehren wird entscheidend sein, um eine integrativere globale Gesundheitslandschaft zu fördern, die besser auf künftige Pandemien vorbereitet ist“.

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