Malaria: Neues Impfverfahren im klinischen Test

Trotz vieler Versuche ist es bisher nicht gelungen, die Malaria erfolgreich zu kontrollieren. Im Gegenteil: Resistenzen gegen gängige Medikamente erschweren die Bekämpfung der gefährlichen Infektionskrankheit. Nun startet am DZIF-Standort Tübingen im Institut für Tropenmedizin des Universitätsklinikums eine klinische Phase-I-Studie, mit der ein vielversprechendes Impfverfahren zur Malaria-Prävention auf Wirksamkeit und Sicherheit getestet wird. Abgeschwächte Formen des Malariaerregers werden eingesetzt, um einen wirksamen und lang anhaltenden Schutz vor der Krankheit zu erreichen. Die Studie ist ein Projekt am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung im Schwerpunkt „Malaria“.

Malaria zählt nach wie vor zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 207 Millionen Erkrankungen und etwa 627.000 Todesfällen im Jahr 2012 aus; 90 Prozent davon in Afrika. Besonders betroffen sind dort Kinder unter fünf Jahren, bei denen die durch Stechmücken übertragene Infektion eine der häufigsten Todesursachen ist. Obwohl seit Jahren nach neuen Wirkstoffen gesucht wird, konnte bisher noch kein Malaria-Impfstoff bis zur endgültigen Marktreife entwickelt werden. Erst für Mitte 2015 ist mit der Markteinführung des ersten Impfstoffs RTS,S zu rechnen, an dessen Entwicklung unter anderem das DZIF-Partnerinstitut Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) beteiligt war. Die vorläufigen Studienergebnisse deuten auf einen moderaten Impfschutz von 30 bis 50 Prozent hin.

„Der nächste Schritt in der Malaria-Impfstoffentwicklung muss die Entwicklung von hochwirksamen Vakzinen sein“, erklärt DZIF-Wissenschaftler Dr. Benjamin Mordmüller, der das Projekt in Tübingen als Prüfarzt leitet. „Da gängige Ansätze bisher versagt haben, sollten wir neue, auf den ersten Blick verblüffende Verfahren prüfen“, erklärt er. Und ein solches Verfahren bringen die Tübinger nun nach langen Vorversuchen in die klinische Prüfung. Bei der in dieser Woche startenden Studie werden lebensfähige Malaria-Erreger vom Typ Plasmodium falciparum – kurz PfSPZ Challenge genannt – intravenös injiziert. Durch die gleichzeitige Gabe eines Mittels zur Malariaprophylaxe werden diese Erreger abgeschwächt – das Ergebnis ist ein wirksamer Impfschutz.

Dass dieses Verfahren grundsätzlich funktioniert, konnte bereits im Tiermodell und in einer klinischen Studie, bei der infizierte Mücken statt der puren Erreger verwendet wurden, gezeigt werden. Es ist die bisher am besten wirksame Strategie zur Immunisierung gegen den Malariaerreger. Hersteller der zur Immunisierung verwendeten Malariaerreger, die allen Kriterien zur Zulassung als Arzneimittel entsprechen, ist Sanaria Inc. in Rockville, USA. Deren Zweigstelle in der Nähe von Tübingen wird die Rolle des klinischen Sponsors übernehmen und die Impfkomponente PfSPZ Challenge zur Verfügung stellen. Gründer und Direktor von Sanaria Inc. USA Stephen Hoffman bestätigt: „Wir sehen ein großes Potenzial in der Kollaboration unserer Zweigniederlassung Deutschland mit dem ITM Tübingen zur raschen Entwicklung eines effizienten PfSPZ-basierten Impfstoffs zur Vorbeugung und Beseitigung von Malaria." Projektpartner innerhalb des DZIF sind das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und das Universitätsklinikum Heidelberg, Department für Infektiologie. Sie werden einen Teil der parasitologischen und immunologischen Aspekte untersuchen.

Zur Prüfung der Wirksamkeit wird ein humanes Malaria-Infektionsmodell zum Einsatz kommen, das am Tübinger Institut für Tropenmedizin entwickelt und als klinische Studie im Rahmen des DZIF erfolgreich abgeschlossen wurde. „Die dabei gewonnenen Erfahrungen sowie unser Engagement in der klinischen Entwicklung aller noch im Rennen befindlichen Malaria-Impfstoffe zahlen sich nun aus“, freut sich Professor Peter G. Kremsner, Direktor des Tübinger Instituts für Tropenmedizin und Koordinator des Schwerpunkts Malaria im DZIF.

Am 28. April 2014 beginnt die Studie und das Interesse an der Teilnahme ist groß. „Vielen Menschen ist bewusst, was für ein großes Problem die Malaria ist“, sagt der Studienmanager Markus Gmeiner. Die Wissenschaftler rechnen damit, dass die ersten Ergebnisse Mitte des Jahres 2015 vorliegen.

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