Malariaprophylaxe: Neuer Wirkstoff in ersten klinischen Tests vielversprechend
Tropenmediziner der Universität Tübingen und des DZIF belegen die Wirksamkeit eines neuen Wirkstoffs – DSM 265 – zur Vorbeugung von Malaria. An der Studie nahmen 21 freiwillige, gesunde Probanden teil. Die Ergebnisse wurden in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases veröffentlicht.
Weltweit mehr als 100 Millionen Reisende aus nicht-tropischen Regionen besuchen jedes Jahr Malariagebiete. Etwa 30.000 infizieren sich mit dem gefährlichen Erreger Plasmodium falciparum, der von der Anopheles-Mücke übertragen wird. Für die Malariavorbeugung stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Manche können jedoch schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen; andere gelten als gut verträglich, müssen aber täglich eingenommen werden. Die vergessene Einnahme bildet aktuell den größten Risikofaktor für Reisende, an Malaria zu erkranken.
Unter der Leitung von Professor Peter Kremsner und Dr. Benjamin Mordmüller vom Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen sowie dem Deutschen Zentrum für Infektionsmedizin (DZIF) haben Wissenschaftler nun den neuen Wirkstoff DSM265 ersten klinischen Tests unterzogen. In einer Studie, unterstützt von MMV (Medicines for Malaria Venture) und dem DZIF, zeigte DSM265 eine gute vorbeugende Wirkung, wenn die Probanden nach Einnahme des Wirkstoffs mit Malariaerregern infiziert wurden. Das Mittel hemmt einen spezifischen Stoffwechselweg der Plasmodien und bremst damit ihre Vermehrung in der menschlichen Leber und im Blut. „Theoretisch kann DSM265 eine Infektion mit Plasmodien gleich nach dem Mückenstich stoppen“, so Kremsner.
In der Studie erhielten 21 freiwillige gesunde Probanden, die niemals zuvor an Malaria erkrankt waren, DSM265 in einmaliger Dosis, ein etabliertes Malariamedikament oder ein Placebo. Einen oder sieben Tage nach der Einnahme von DSM265 wurden alle Probanden unter kontrollierten Bedingungen mit Malariaerregern infiziert. „Wie zu erwarten war, vermehrten sich die Malariaerreger im Körper der Placebo-Gruppe ungestört. Die Probanden, die DSM265 einen Tag zuvor eingenommen hatten, waren vor der Infektion geschützt“, fasst Dr. Mordmüller zusammen. „Die Einnahme sieben Tage vor der Infektion war nur teilweise wirksam, sollte aber zum Beispiel durch eine Erhöhung der Dosis verbessert werden können.“ Alle Probanden hätten das Mittel gut vertragen. „Es sind sicherlich noch viele Studien notwendig. Doch dieser erste klinische Versuch ist sehr vielversprechend verlaufen“, zeigt sich der Erstautor der Studie, Dr. Sulyok, erfreut. Nun könne die Entwicklung von DSM265 als Mittel zur Malariaprophylaxe mit Langzeitwirkung weiter vorangetrieben werden.