Markus Gerhard erhält den DZIF-Preis für translationale Infektionsforschung

Prof. Markus Gerhard (re) nimmt den DZIF-Preis von Prof. Dirk Heinz entgegen.

© DZIF

Sein Ziel ist ein Impfstoff gegen den weit verbreiteten Magenkeim Helicobacter pylori: Für seine Arbeiten auf diesem Gebiet wurde Professor Markus Gerhard, Technische Universität München (TUM), mit dem DZIF-Preis für translationale Infektionsforschung ausgezeichnet. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wurde im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in München verliehen.

Helicobacter pylori heißt der gefürchtete Krankheitskeim des Magen-Darm-Trakts, mit dem jeder zweite Mensch in der Welt infiziert ist. Das Bakterium ist Hauptursache von Magengeschwüren und Magenkrebs. Weltweit treten jedes Jahr ca. 750.000 Magenkrebserkrankungen auf. Markus Gerhard, Professor für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie an der TUM, und Forscher im DZIF, beschäftigt sich seit Beginn seiner Karriere Mitte der 90er Jahre mit diesem  Magenkeim. Seine Arbeiten zu den Wechselwirkungen von H. pylori mit dem Immunsystem des Menschen haben zu einem ganz neuen Ansatz einer Impfung geführt. Für diesen Ansatz, der schon bald in einer ersten klinischen Studie getestet werden soll, wird Professor Gerhard mit dem DZIF-Preis ausgezeichnet, der für hochkarätige translationale Infektionsforschung vergeben wird. 

Das DZIF hat sich die Translation als oberstes Ziel auf ihre Fahnen geschrieben: Medikamente und Therapien sollen möglichst schnell und systematisch von der Grundlagenforschung an den Patienten gebracht werden. Bei der aktuellen Jahrestagung vom 18. bis 21. November, die gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) stattfand, kamen über 300 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zusammen, um laufende Forschungsarbeiten zu diskutieren. Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Helicobacter pylori ist ein besonders gutes Beispiel dafür, dass der translationale Prozess gelingen kann, wenn Grundlagenforscher und Kliniker enger zusammenarbeiten.

Preiswürdige Entwicklung
Zwar gibt es Antibiotika, die wirksam gegen Helicobacter pylori sind und somit auch vor den Folgeerkrankungen schützen. Aber zunehmend erschweren auftretende Antibiotika-Resistenzen eine erfolgreiche Behandlung. Daher entwickelt Gerhard gemeinsam mit DZIF-Wissenschaftlern in Hannover einen Impfstoff zur Therapie: "Wir wollen Erwachsene, mit Helicobacter pylori infizierte Menschen impfen, die bisher noch kein Magengeschwür oder Magenkarzinom haben und durch den Impfstoff vor diesen Erkrankungen geschützt werden“, erklärt der Preisträger. 

In seiner Forschung zur Interaktion von H. pylori mit dem Immunsystem konnte Gerhard klären, warum das Bakterium eine chronische Infektion auslösen kann, obwohl die Immunabwehr aktiv ist. Er charakterisierte einen Pathogenitätsfaktor, der eine unheilvolle Rolle spielt: Das Enzym gamma-Glutamyltranspeptidase, kurz gGT, hemmt die zelluläre Immunantwort des Menschen. Darauf basierend entwickelte Markus Gerhard seinen neuen Ansatz zur Entwicklung eines Impfstoffes: gGT wird als Antigen eingesetzt, um Antikörper zu induzieren, die den Pathogenitätsfaktor hemmen. In Kombination mit einem Oberflächenprotein von H. pylori kann schließlich eine starke T-zelluläre Immunantwort gegen den Keim ausgelöst werden. Die Wirksamkeit dieser Impfstrategie konnte bei  Mäusen bereits gezeigt werden. Gerhard entwickelt den Ansatz konsequent weiter, auch mit Unterstützung des DZIF. 2016 wird der Impfstoff in einer klinischen Phase-I-Studie erstmals am Menschen getestet werden.

Der Preisträger
Markus Gerhard studierte Medizin in Heidelberg und Hamburg. Nach seiner Promotion 1996 begann er seine ärztliche Tätigkeit an der Technischen Universität München. Seit Beginn seiner Karriere in der Gastroenterologie 1997 beschäftigte er sich mit dem verbreiteten Magenbakterium Helicobacter pylori.  Seit 2011 ist Markus Gerhard Professor für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie an der TUM. Er ist im Rahmen des DZIF an der Koordination des Schwerpunkts „Gastrointestinale Infektionen“ beteiligt und als „Clinician Scientist“ in besonderer Weise daran beteiligt, das erklärte Ziel der Translation umzusetzen. 

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