Namhafte Förderung für Forschung an Moskitonetzen gegen Malaria
Die Wissenschaftlerin Dr. Victoria Ingham vom Universitätsklinikum Heidelberg und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) untersucht die mögliche Doppelwirkung eines neuen Insektizids für Moskitonetze. Der Wirkstoff Chlorfenapyr könnte helfen, gleichzeitig die Überträgermücken und die Malariaparasiten zu bekämpfen und dabei Resistenzen vorzubeugen. Das Projekt wird nun durch die Bill & Melinda-Gates-Foundation unterstützt.
Noch heute erkranken weltweit jedes Jahr circa 240 Millionen Menschen neu an Malaria und 600.000 Menschen sterben in Folge der Erkrankung, überwiegend Kinder im Alter unter 5 Jahren. Damit zählt die Malaria aktuell zu den gefährlichsten und tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt.
Moskitonetze, die mit Insektiziden behandelt werden, sind derzeit die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung der Malaria. Experten schätzen, dass die Abnahme der Malariainfektionen in den letzten 20 Jahren überwiegend diesen Bettnetzen zu verdanken ist. Jedoch werden die Mücken zunehmend resistent gegen die in den Netzen verwendeten Insektizide. Dr. Victoria Ingham, Gruppenleiterin am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), erforscht mit ihrem Team den Wirkmechanismus des neuen Insektizids „Chlorfenapyr“ für eine mögliche Doppelbekämpfung sowohl der Überträgermücken als auch des Malariaparasiten selbst. Das Projekt wird in den kommenden dreieinhalb Jahren von der Bill & Melinda-Gates-Foundation gefördert.
Kritisch ist vor allem die Resistenzentwicklung gegen Insektizide aus der Gruppe der sogenannten Pyrethroide, die weltweit in allen kommerziell verfügbaren Moskitonetzen eingesetzt werden. Um die Resistenzbildung zu erschweren, kommt in Netzen der nächsten Generation daher eine Kombination aus zwei verschiedenen Insektiziden erfolgreich zum Einsatz. Ein neuer Kombinationswirkstoff ist Chlorfenapyr, den die Arbeitsgruppe um Ingham nun genauer unter die Lupe nimmt. „Dieser Wirkstoff könnte neben seiner insektiziden Wirkung noch einen willkommenen Nebeneffekt haben, indem er auch direkt auf die sogenannten Plasmodien – die Malariaerreger, die von den Mücken übertragen werden – wirkt“, sagt Dr. Victoria Ingham, die in der Abteilung für Parasitologie des Zentrums für Infektiologie am UKHD eine Arbeitsgruppe des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) leitet.
Chlorfenapyr ist ein sogenanntes Pro-Insektizid, da es erst im Körper der Mücke in seine aktive Form, das wirksame „Tralopyril“, umgewandelt wird. Im Gegensatz zu den meisten zugelassenen Insektiziden, die das Nervensystem der Mücken schädigen, greift Chlorfenapyr in seiner aktiven Form die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, und damit die Energieversorgung des Organismus an. Da auch die Malariaerreger über diese Zellkraftwerke verfügen und auf sie angewiesen sind, könnte Tralopyril gleichzeitig Mücke und Parasiten ausschalten, vermutet Dr. Ingham.
Sie will sich zwei Schlüsselaspekte der Chlorfenapyr-Wirkung genauer ansehen: Zum einen die konkreten Auswirkungen auf den Malariaparasiten, zum anderen die Zusammenwirkung mit Pyrethroiden im Hinblick auf die Pyrethroidresistenz. Die Förderung der Bill & Melinda-Gates-Foundation wird Dr. Ingham in ihrem Forschungsprojekt dabei helfen, Antworten zu finden. „Mit Chlorfenapyr behandelte Moskitonetze sind ein neues Instrument, das den weltweiten Kampf gegen Malaria erheblich verbessern kann. Wenn es uns gelingt, die Mechanismen, die ihrer Wirkung zugrunde liegen, besser zu verstehen und zu bestätigen, können wir dazu beitragen, die Möglichkeiten der Malariabekämpfung zu erweitern“, sagt die Wissenschaftlerin.
Industrieller Kooperationspartner des Projekts ist die Firma BASF, die Moskitonetze mit der Wirkstoffkombination Chlorfenapyr und einem Pyrethroid-Insektizid zur Verfügung stellt.
Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg