Saarbrücker Antibiotikaprojekt wird durch Inkubator INCATE gefördert
Mit INCATE (INCubator for Antibacterial Therapies in Europe) hat sich das DZIF an der Gründung einer europäischen Initiative beteiligt, die den Kampf mit zunehmenden Antibiotikaresistenzen aufnimmt. Forschende des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) konnten nun erfolgreich eine Förderung von INCATE einwerben für die Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse zur Bekämpfung multiresistenter Erreger. Sie soll in den kommenden Jahren bis hin zur Marktreife entwickelt werden.
Eine Vielzahl von Wirkstoffen scheitert im Entwicklungsprozess am Übergang von der akademischen in die klinische Forschung. INCATE hat es sich daher zum Ziel gemacht, diese Lücke durch die gezielte Förderung vielversprechender Projekte zu überwinden. Im aktuellen Vorhaben von Forschenden des HIPS steht die Substanzklasse der Chlorotonile im Vordergrund. Hierbei handelt es sich um myxobakterielle Naturstoffe mit vielversprechender Wirkung gegen multiresistente Keime – unter anderem auch gegen den Krankenhauskeim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Die Wirkstoffklasse zeigt im Mausmodell hervorragende Wirkung.
„Wir haben uns lange und eingehend mit dieser sehr interessanten Substanzklasse beschäftigt, da wir in ihr ein großes Potenzial gesehen haben. Unser Wissen haben wir schließlich angewendet, um die Chlorotonile durch gezielte Modifikationen so zu verändern, dass sie sich für eine Anwendung am Menschen eignen, aber gleichzeitig ihre gute Wirksamkeit nicht verlieren“, sagt Jennifer Herrmann, leitende Wissenschaftlerin aus der Abteilung von Prof. Rolf Müller.
Die INCATE-Förderung in Höhe von 10.000 Euro wird es dem Team ermöglichen, gemeinsam mit externen Beratern die weiteren Schritte für eine Vermarktung zu ermitteln. Hierzu zählt vor allem auch, ein passendes Indikationsgebiet für die Anwendung der Chlorotonile zu finden. „Neue Antibiotika auf den Markt zu bringen ist nicht einfach, da Pharmaunternehmen aufgrund des geringen Preises nur wenig Interesse an diesen Substanzen zeigen. Umso wichtiger ist es für uns, im Vorfeld genau zu bestimmen, in welcher Nische wir unser Produkt platzieren wollen, um unsere Erfolgschancen so weit wie möglich zu steigern“, sagt Rolf Müller. Unterstützt wird das Forschungsteam des HIPS bei seinem Vorhaben durch Thomas Hesterkamp vom DZIF.
INCATE ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die translationale- und Grundlagenforschung sowie Industrie, erfahrene Unternehmer und Investoren aus ganz Europa und darüber hinaus zusammenbringt. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das deutsche Konsortium InfectControl, das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Leibniz-HKI sowie der Schweizerische Nationale Forschungsschwerpunkt AntiResist und das Innovationsbüro der Universität Basel sind die akademischen Gründungsmitglieder der Partnerschaft. Gemeinsam mit den vier Industriepartnern Boehringer Ingelheim Venture Fund, Roche, Shionogi und MSD Deutschland sowie weiteren Organisationen, Förderern und Investoren will INCATE dafür sorgen, dass die Pipeline an neuen Antibiotika und Diagnostika gefüllt und ausgebaut wird. www.incate.net
Quelle: HIPS-Pressemitteilung