Tuberkuloseforschung: Neuer effektiver Wirkstoff mit großem Potenzial

Die Wirksamkeit des neuen Antibiotikums haben unter anderem Forschende am Tropeninstitut des LMU Klinikums im Rahmen einer Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) nachgewiesen

Elektronenmikroskopische Aufnahme von Mycobacterium tuberculosis.

© CDC

Tuberkulose ist die weltweit häufigste Infektionskrankheit. Allein im Jahr 2023 gab es 10,6 Millionen Neuinfektionen und 1,3 Millionen Todesfälle. Das europäisch-afrikanische Netzwerk PanACEA – ein Konsortium von Tuberkulose-Forschenden aus fünf europäischen und elf afrikanischen Institutionen – hat nun im Fachmagazin The Lancet Microbe Studienergebnisse veröffentlicht, die das vielversprechende Potenzial eines neuartigen Antibiotikums zeigen. Der Wirkstoff BTZ-043 wurde vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) in Jena entdeckt und dann in einer Kooperation mit dem Tropeninstitut des LMU Klinikums und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) präklinisch und klinisch weiterentwickelt. Wenn die weiteren klinischen Studien erfolgreich verlaufen, könnte er eine Schlüsselrolle im globalen Kampf gegen Tuberkulose spielen.

„Es besteht ein dringender Bedarf an neuen wirksamen Medikamenten zur Bekämpfung von Tuberkulose, insbesondere aufgrund des wachsenden Problems antibiotikaresistenter Stämme“, sagt Scientific Program Manager Dr. Julia Dreisbach, die zusammen mit dem Institutsleiter und DZIF-Wissenschaftler Prof. Michael Hoelscher die Entwicklung neuer Wirkstoffe vorantreibt. Die Sicherheit und Verträglichkeit von BTZ-043 wurde bei 77 Erwachsenen mit neu diagnostizierter pulmonaler Tuberkulose in Kapstadt, Südafrika, untersucht. „Die Studie belegt, dass BTZ-043 antibakteriell wirksam und gut verträglich ist und auch in Kombination mit anderen Tuberkulose-Medikamenten verabreicht werden kann“, fasst DZIF-Wissenschaftler PD Dr. Norbert Heinrich, Oberarzt und Scientific Lead Tuberculosis, die Ergebnisse zusammen. BTZ-043 sei der erste Antibiotika-Kandidat, der ausschließlich von der akademischen Gemeinschaft entwickelt wurde. Entdeckt von Forschenden am Leibniz-HKI in Jena und entwickelt in einer Kooperation des LMU Klinikums und des DZIF mit dem Leibniz-HKI, hemmt der Wirkstoff ein Enzym, das die Erreger der Tuberkulose für den Aufbau ihrer Zellwand benötigen. Die Enzymhemmung führt dazu, dass die Bakterien sich auflösen und absterben.

Die PanACEA-Studie ist eine der ersten adaptiven modellbasierten Dosisfindungsstudien für ein Tuberkulose-Medikament, und die erste ihrer Art, die in Afrika durchgeführt wurde. „Das innovative Design der Studie, einschließlich Bewertungen der Nahrungsmitteleffekte und der Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, ermöglicht uns nun ein umfassendes Verständnis dafür, wie BTZ-043 optimal verabreicht werden kann“, so Dr. Heinrich.

Diese Studie ist Teil des EDCTP2-Programms (Förderung TRIA2015–1102) und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (01KA1701), dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), InfectControl (03ZZ0803A, 03ZZ0835A und 03ZZ0826A), dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation sowie der Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek gefördert. 

Quelle: Pressemitteilung des LMU Klinikums

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