Ulrike Protzer erhält den DZIF-Preis für translationale Infektionsforschung
Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) zeichnet in diesem Jahr die Medizinerin und klinische Virologin Prof. Ulrike Protzer für ihre wissenschaftlichen Verdienste aus. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Hepatitis-B-Viren stehen seit vielen Jahren im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten von Prof. Ulrike Protzer, Virologin an der Technischen Universität München sowie bei Helmholtz Munich. Ihr Ziel ist es, das Wissen aus ihrer Forschung zum Hepatitis-B-Virus (HBV) in die klinische Anwendung zu bringen. Obwohl es eine prophylaktische Impfung gegen Hepatitis-B gibt, sind über 250 Millionen Menschen weltweit chronisch infiziert. Eine Heilung gibt es für diese Menschen bisher nicht, sodass viele an den Folgen der Infektion sterben.
In ihren Arbeiten hat Ulrike Protzer herausgefunden, dass das Immunsystem bei einer chronischen Infektion mit dem Virus keine ausreichende Abwehrfunktion hat: man findet keine neutralisierenden Antikörper und nahezu keine virusspezifischen T-Zellen. Hier setzt die Forscherin nun an und entwickelt systematisch immuntherapeutische Strategien, die eine B- und T-Zellantwort gegen HBV aktivieren können.
Im Rahmen des DZIF entwickelte Protzer eine therapeutische Impfung, kurz TherVacB genannt, die 95 % aller HBV-Stämme weltweit abdecken könnte. In präklinischen Versuchen zeigte der therapeutische Impfstoff eine hohe Wirksamkeit. Das führte dazu, dass das Projekt jetzt national vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und international in einem EU-Konsortium gefördert wird und schon bald in klinischen Phasen erprobt werden kann. Neben TherVacB konnte die Wissenschaftlerin therapeutische Antikörper und eine T-Zelltherapie zur gezielten Immuntherapie der Hepatitis B entwickeln, die auslizensiert und gemeinsam mit der Biotech-Industrie weiterentwickelt werden.
„Ulrike Protzer ist es gelungen, die in der Grundlagenforschung gewonnenen Erkenntnisse in klinisch erprobbare Produkte zu überführen und somit einen wesentlichen Beitrag zum translationalen Auftrag des DZIF zu leisten“, so die Laudatoren. Der Preis wurde heute online zugesprochen und wird während der Jahrestagung des DZIF im Sommer 2022 in Stuttgart feierlich vergeben.
Die Preisträgerin kurz vorgestellt
Ulrike Protzer (Jg. 1962) studierte Medizin an der Universität in Erlangen, wo sie 1989 promovierte. Nach ihrer klinischen Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin ging sie 1996 als Postdoktorandin an das Zentrum für Molekulare Medizin der Universität Heidelberg, wo sie sich auf die Virologie konzentrierte. Ihre Habilitation im Jahr 2000 drehte sich um Virus-Wirts-Interaktionen beim Hepatitis B-Virus. Protzer baute eine unabhängige Forschungsgruppe auf und ging nach zwei Jahren an die Uniklinik Köln, wo sie bis 2007 eine Nachwuchsgruppe zur Molekularen Infektiologie leitete. 2005 wurde sie Fachärztin für Medizinische Mikrobiologie und Virologie. Ende des Jahres 2007 wurde sie im Rahmen einer Doppelberufung Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München und dem Helmholtz Zentrum München. Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung koordiniert Ulrike Protzer derzeit den Forschungsbereich Hepatitis.