Wie unser Organismus RNA-Viren sicher aufspürt

Prof. Gunther Hartmann (re) und sein Team am Bonner Uniklinikum

© Claudia Siebenhüner/UKB

Forscher des Bonner Uniklinikums und des London Research Instituts haben herausgefunden, wie unser Immunsystem RNA-Viren sicher erkennen und bekämpfen kann. Die Ergebnisse sind aktuell in der renommierten Fachzeitschrift Nature publiziert. DZIF-Wissenschaftler Prof. Gunther Hartmann vom Uniklinikum Bonn sieht in den Ergebnissen ein großes Anwendungspotenzial.

"Wir entwickeln aktuell bereits künstlich hergestellte Imitate der Virus-RNA, um unser Immunsystem gezielt in Alarmbereitschaft gegen Viren zu versetzen", sagt Prof. Gunther Hartmann, der die Ergebnisse mit Dr. Martin Schlee und weiteren Wissenschaftlern veröffentlicht hat. Hartmann ist als Projektleiter im DZIF im Schwerpunkt "Neuartige Antiinfektiva" aktiv. Hier sollen gezielt immuntherapeutische Liganden entwickelt werden.

Schon vor einigen Jahren konnten die Bonner Wissenschaftler zeigen, dass sog. RIG I-like Rezeptoren (RLRs) bei der Erkennung von RNA-Viren eine entscheidende Rolle spielen. Sie erkennen eine Triphosphat-Gruppe, die bei der Vermehrung der RNA-Virus-RNA an einem Ende gebildet wird. Sobald diese Gruppe an die Rezeptoren bindet, wird der Abwehrprozess in Gang gesetzt.

In der aktuellen Studie konnten die Wissenschaftler nun zeigen, dass bei Reoviren – zu denen auch Verursacher von schweren Durchfallerkrankungen gehören – eine Gruppe von zwei Phosphaten ebenfalls von den RIG I-like-Rezeptoren erkannt wird und den Abwehrmechanismus in Gang setzt. Dieses Ergebnis ist von allgemeiner Bedeutung auch für andere Viren, da auch die Viren mit Triphosphatgruppen in der Regel zunächst ein Phosphat abspalten, um dann eine "molekulare Tarnkappe" aufzusetzen. Über die zusätzliche RIG I-vermittelte hochspezialisierte Immunerkennung des Diphosphats ist dem Virus jede Form der molekularen Tarnung extrem erschwert.

"Ohne die Untersuchung von Reoviren wären wir nicht auf diesen allgemeingültigen Mechanismus der Viruserkennung gekommen", erklärt Prof. Hartmann.

zur Pressemitteilung der Universität Bonn

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