Aktualisierte Leitlinien zur Therapie und Prävention von HIV

Antiretrovirale Medikamente, die zur Behandlung von HIV-Infektionen eingesetzt werden.

© NIAID, USA

Die Prävention und Therapie von Infektionen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Gleichzeitig entstehen aber neue Herausforderungen, beispielsweise im Zusammenhang mit Ausbrüchen anderer viraler Infektionskrankheiten wie SARS-CoV-2 und Affenpockenvirus. Als Mitglied eines internationalen Expertenkomitees hat die DZIF-Wissenschaftlerin Professor Clara Lehmann von der Uniklinik Köln an den neuesten internationalen Empfehlungen für die Behandlung und Prävention von HIV-Infektionen mitgewirkt, die nun im renommierten Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurden.

Vier Jahrzehnte nach Erfassung der ersten Fälle von HIV gibt es große Fortschritte in der Behandlung von HIV-Infektionen mit antiretroviralen Therapien sowie bei der HIV-Prävention durch medikamentöse Präexpositionsprophylaxe. Mit der Verbesserung der HIV-Behandlung und -Prävention ergeben sich aber auch neue Herausforderungen, unter anderem dadurch, dass Menschen mit HIV heute deutlich länger leben und mit den gesundheitlichen Anforderungen des Alterns konfrontiert sind. Insbesondere bei später Diagnose und höherem Alter kann die antiretrovirale Therapie zu spezifischen Problemen führen. Diese können durch nicht-AIDS-bedingte-Komorbiditäten, Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und ein generell höheres Risiko für schwerwiegende Begleitkomplikationen bei Älteren noch verstärkt werden.

Zur Aktualisierung der zuletzt im Jahr 2020 veröffentlichten Konsensempfehlungen wurde von der International Antiviral Society–USA ein internationales Gremium aus ärztlichen Fachwissenschaftlern eingesetzt, in das Prof. Clara Lehmann von der Uniklinik Köln und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) berufen wurde. Auf der Grundlage einer kritischen Bewertung neuer Daten entwickelte das Expertengremium im Zeitraum Oktober 2021 bis Oktober 2022 eine Liste aktualisierter Schlüsselempfehlungen. Neben Leitlinien für den Beginn und das Regime einer antiretroviralen Therapie und die biomedizinische HIV-Prävention umfasst die Liste auch Empfehlungen für die Laborüberwachung und Betreuung insbesondere älterer HIV-Infizierter und Drogenkonsumenten. Auch zur Problematik einer möglichen Ko-Infektion mit anderen Viren wie SARS-CoV-2 und Affenpockenvirus wurde von dem Gremium Empfehlungen erarbeitet.

COVID-19 hat auch gezeigt, wie schnell Wissenschaftler und das öffentliche Gesundheitswesen reagieren können, um eine Pandemie zu bekämpfen, wenn beträchtliche und nachhaltige finanzielle Investitionen getätigt werden“, sagt Prof. Lehmann. „Auch für den Bereich HIV müssen wir unsere gemeinsamen Forschungsanstrengungen intensivieren und durch Investitionen und regulatorische Maßnahmen entlasten.“

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