Antibiotika-resistente Keime in Gewässern nachgewiesen

Anreicherung von Bakterienkulturen

© JLU Gießen

Wissenschaftler des DZIF und der TU Dresden konnten in Wasser- und Sedimentproben aus niedersächsischen Gewässern multiresistente Bakterien nachweisen. Die Untersuchungen wurden vom NDR im Rahmen einer Recherche in Auftrag gegeben.

Der NDR hat exemplarisch an zwölf verschiedenen Orten in Niedersachsen Wasser- und Sedimentproben aus Gewässern entnommen und von Wissenschaftlern der Technischen Universität Dresden und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung an der Universität Gießen untersuchen lassen. Dass Antibiotika-resistente Erreger in der Umwelt zu finden sind und sich dort ausbreiten können, war zwar klar. Allerdings war bislang weitgehend unbekannt, wie stark Gewässer belastet sind.

"In den Proben aus Niedersachsen sind einige Keime dabei gewesen, die mir größere Sorgen bereiten würden", sagt der Mediziner und DZIF-Wissenschaftler Dr. Can Imirzalioglu vom Universitätsklinikum Gießen. Die DZIF-Bioinformatik am Standort Gießen ist in der Lage, Genomsequenzierungs-Daten zu analysieren und schnell und präzise die verantwortlichen Resistenzgene, die möglichen Übertragungsmechanismen und die Ausbruchsstämme zu identifizieren.

Besonders kritisch sehen die Wissenschaftler Funde des sogenannten mcr-1-Gens an fünf der zwölf Probenorte. Bakterien, die solch ein Gen in sich tragen, sind resistent gegen das besonders wichtige Reserve-Antibiotikum Colistin. Das Notfallmedikament wird nur in lebensbedrohlichen Situationen eingesetzt, wenn alle anderen Antibiotika versagen. Wissenschaftler halten es für wahrscheinlich, dass das Resistenzgen aus der Tierhaltung stammt, denn dort wird Colistin im Gegensatz zur Humanmedizin auch in größeren Mengen eingesetzt.

Bei den gefundenen Keimen handelt es sich um sogenannte multiresistente gram-negative Bakterien. Sie können zu Erkrankungen führen, die schwer zu behandeln sind. Prof. Trinad Chakraborty vom Gießener Universitätsklinikum sieht ein zunehmendes Problem in Quellen von Resistenzen außerhalb der Klinik. Auf Anfrage des NDR spricht sich das Bundesumweltministerium für systematische Untersuchungen von Resistenzen in der Umwelt aus.

Mehr zu dem Thema erfahren Sie in der Sendung "Panorama - die Reporter" am Dienstag, 6. Februar, um 21.15 Uhr im NDR-Fernsehen.

Quelle: NDR-Pressemitteilung

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