Europaweite Studie zu Antibiotikaresistenzen in Krankenhäusern

Multiresistente Enterobakterien in einer Petrischale nachgewiesen

© IMMIH, Köln/Hamprecht

Ein internationales Team von Wissenschaftlern und Klinikern hat erstmals europaweit die Ausbreitung von besonders gefürchteten multiresistenten Enterobakterien untersucht und vergleichbare Daten erhoben. Im Fokus der Studie stehen Klebsiella pneumoniae und Escherichia coli: Darmbakterien, die immer häufiger gegen das Reserveantibiotikum Carbapenem resistent sind.

Multiresistente Bakterien stellen ein weltweit zunehmendes Problem dar. Als besonders gefährlich erweisen sich Resistenzen gegen Antibiotika aus der Gruppe der Carbapeneme. Diese dem Penicillin verwandten Antibiotika kommen als Reserveantibiotika bei schweren Infektionen zum Zug, wenn alle anderen Mittel versagen. Doch immer mehr Enterobakterien – Bewohner unseres Darms – verfügen über eine Carbapenemase: ein Enzym, das das Antibiotikum angreift und unwirksam macht. Und nicht nur das  –  auch alle anderen, dem Penicillin verwandte Antibiotika aus der Gruppe der Betalaktam-Antibiotika werden zerstört. Besonders gefürchtet sind derzeit die Carbapenemase-produzierenden Bakterien Klebsiella pneumoniae und E. coli. Bei geschwächten Patienten in Kliniken können diese in der Regel harmlosen Darmbewohner schwer behandelbare Infektionen, zum Beispiel Harnwegsinfektionen, Lungenentzündungen und Blutstrominfektionen auslösen.

„Um den Gefahren der Ausbreitung von multiresistenten Bakterien wirksam begegnen zu können, brauchen wir verlässliche Daten“, erklärt Prof. Harald Seifert, DZIF-Wissenschaftler an der Uniklinik Köln, „und das möglichst global.“ Doch das sei schwieriger als man zunächst denken würde. Denn nicht in jeder Klinik können Proben in standardisierter Weise auf bestimmte Erreger und Resistenzen untersucht werden. Doch den Wissenschaftlern ist es gelungen, 455 Krankenhäuser in 36 europäischen Ländern in die Studie einzuschließen. Gemeinsam entwickelten sie in sog. Nationalen Expertenlabors einheitliche Diagnosemethoden für die isolierten Proben. Insgesamt konnten 2703 Isolate auf Carbapenemase-Produzenten untersucht werden.

Carbapenemase-Produzenten kennen keine Grenzen

Bei 85 Prozent der Isolate handelte es sich um Klebsiella pneumoniae nachgewiesen, bei 15 Prozent um E. coli-Bakterien. Die Analysen zeigten, dass sowohl unter den Klebsiellen als auch bei E. coli Carbapenemase-Produzenten verbreitet sind: Bei den resistenten Klebsiellen zeigten 71 Prozent diese Resistenz, das heißt: Drei von vier Isolaten konnte das Carbapenem-spaltende Enzym herstellen, bei E. coli waren es auch immerhin 40 Prozent der Bakterien-Isolate, die über diesen Resistenzmechanismus verfügten. Besonders gefährlich schätzen die Forscher die Tatsache ein, dass dieser Resistenzmechanismus auf andere Bakterien übertragbar ist. Dabei variierte das Vorkommen stark von Land zu Land; während in Deutschland nur 0,5 von 10.000 Krankenhauspatienten mit diesen resistenten Bakterien besiedelt oder infiziert waren, war die Rate an den gefürchteten Keimen in einigen Mittelmeerländern und auf dem Balkan mehr als 10-mal so hoch. Und noch ein Ergebnis sollte erwähnt werden: die Carbapenemase-Produzenten waren in vielen Fällen auch gegen andere „Reserveantibiotika“ wie beispielsweise Colistin resistent.

Krankenhaushygiene und ein sinnvoller Einsatz von Antibiotika bleiben die wichtigsten Aufgaben

„Wir wissen aus anderen Studien, dass diese resistenten Keime häufig von den Patienten in die Klinik mitgebracht werden, aber auch die Übertragung der Erreger innerhalb des Krankenhauses spielt eine wesentliche Rolle“, erklärt Seifert. Es wird also zukünftig mehr denn je darauf ankommen, nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa die Krankenhaushygiene zu verbessern. Ebenso wichtig ist aber, Antibiotika nur dort einzusetzen, wo sie wirklich erforderlich sind und den oft ungerechtfertigten Einsatz von Antibiotika zu vermeiden.“ Mit der europaweiten Studie am Beispiel von Klebsiella und E. coli haben die Wissenschaftler diagnostische Standards gesetzt, die auch in anderen Kliniken zur Anwendung gelangen könnten.

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