Hepatitis

Hepatitis C – Diagnose und Prophylaxe

Entwicklung eines Impfstoffs und Identifizierung behandlungsbedürftiger Personen: Forschende arbeiten an einem Impfstoff, der eine schützende Immunität gegen viele Virusvarianten erzeugt.

Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. Viele Infizierte entwickeln schwere Lebererkrankungen wie beispielsweise Zirrhose oder Leberkrebs. Neue Therapien haben die Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessert. Allerdings sind diese teuer und deshalb besonders in den Ländern mit den höchsten Infektionsraten kaum verfügbar. Zudem wissen viele HCV-Infizierte nichts von ihrer Infektion: Man schätzt, dass weltweit nur rund 20 Prozent aller Infektionen diagnostiziert sind. Eine Ausheilung schützt zudem nicht vor einer Wiederansteckung mit HCV. So stecken sich auch heute noch – trotz der vorhandenen Therapien – etwa 1,4 Millionen Menschen jährlich neu mit HCV an. Daher ist das von der WHO ausgerufene Ziel, die Zahl der HCV-Neuinfektionen bis 2030 um mindestens 90 Prozent zu reduzieren, ohne eine Impfung kaum zu realisieren. Vor diesem Hintergrund hat eine neue internationale Studie der WHO zur Priorisierung der Vakzine-Forschung und -Entwicklung kürzlich auch die Bedeutung der Forschung an einem HCV-Impfstoff hervorgehoben.

Aufklärung natürlicher Schutzmechanismen zeigt den Weg zur Impfung

Die Schwierigkeit, einen Impfstoff gegen die Hepatitis C zu entwickeln, liegt in der Diversität des Virus. Sie ist im Wesentlichen bedingt durch die hohe Fehlerrate bei der Bildung neuer Viren. Durch die hohen Mutationsraten entstehen ständig neue Virusvarianten; man schätzt bis zu eine Billion Varianten pro Tag und infizierter Person. Diese enorme Diversität durch einen Impfstoff abzudecken, ist die größte Herausforderung. Deshalb arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv an der Entwicklung eines Impfstoffes, der eine schützende Immunität gegen möglichst viele Virusvarianten erzeugt. 

Ein wichtiger Ausgangspunkt dafür ist die Beobachtung, dass circa 30 Prozent der HCV-infizierten Personen die Infektion spontan eliminieren, also eine wirksame körpereigene Immunantwort entwickeln. Bei dieser Abwehrreaktion spielen insbesondere neutralisierende Antikörper eine Rolle. So konnten verschiedene Arbeitsgruppen zeigen, dass die Bildung von neutralisierenden Antikörpern gegen sehr konservierte Regionen der HCV-Hüllproteine mit einer natürlichen Ausheilung der Infektion einhergeht. Dabei handelt es sich um Teile der Hüllproteine, die das Virus benötigt, um an Rezeptoren zu binden. Aus diesem Grund können sich diese Bereiche nicht verändern: Sie sind in hohem Maße konserviert und kommen daher im Prinzip bei allen verschiedenen HCV-Varianten in nahezu identischer Form vor. 

Die Forschenden im DZIF haben ein experimentelles System entwickelt, um die Wirksamkeit von Antikörpern gegen viele verschiedene HCV-Varianten präzise zu ermitteln. Mit diesem System haben sie einige der bisher wirksamsten Antikörper und ihre Zielstrukturen gefunden. Mithilfe dieses Verfahrens bewerten sie jetzt auch die Wirksamkeit von Vakzinekandidaten. Darüber hinaus knüpfen sie an die neuesten Erkenntnisse über die Zielstrukturen dieser speziellen Antikörper an und entwickeln eigene DZIF-HCV-Impfstoffkandidaten auf Basis mehrerer Impfstoffplattformen sowie durch Antigenoptimierung.

Hintergrundinformationen

Literatur

  • Hasso-Agopsowicz M, Hwang A, Hollm-Delgado MG, Umbelino-Walker I, Karron RA, Rao R, Asante KP, Sheel M, Sparrow E, Giersing B. Identifying WHO global priority endemic pathogens for vaccine research and development (R&D) using multi-criteria decision analysis (MCDA): an objective of the Immunization Agenda 2030. EBioMedicine. 2024 Nov 4:105424. doi: 10.1016/j.ebiom.2024.105424. Epub ahead of print. PMID: 39500705.

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