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Hepatitis

Hepatitis D - Hin zur Heilung

DZIF-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler entwickeln ein besseres Verständnis und neue Therapien für ein bislang vernachlässigtes Virus. Mit Bulevirtid/Hepcludex® gibt es nun ein erstes Medikament gegen Hepatitis D.

Von den weltweit etwa 250 Millionen chronisch mit Hepatitis B infizierten Menschen sind etwa 15 bis 25 Millionen auch mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) infiziert. HDV nutzt das Hepatitis-B-Virus (HBV) als Helfervirus, indem es sein Genom in die HBV-Hülle verpackt. HDV/HBV-Koinfektionen stellen die schwerste Verlaufsform einer viralen Lebererkrankung dar. 

Leider sind die für die Behandlung von Hepatitis-B-Patienten zugelassenen antiviralen Medikamente gegen HDV-Infektionen unwirksam. Interferon-alpha zeigt bei einigen Erkrankten eine begrenzte Wirksamkeit, hat aber starke Nebenwirkungen und führt in den allermeisten Fällen nicht zu einer Heilung. Es gab daher einen großen Bedarf an der Entwicklung von HDV-spezifischen Therapien und Strategien, die eine Heilung der Infektion ermöglichen.

Die Videoserie “Hepatitis D: B Aware” vermittelt Wissen, um das Risiko einer Hepatitis-D-Infektion im Zusammenhang mit dem Hepatitis-B-Virus zu verstehen. Hier finden Sie die vollständige Playlist mit allen Videos. Der DZIF-Forschungsbereich Hepatitis hat die Reihe in Zusammenarbeit mit renommierten Organisationen, Facheinrichtungen und Forschungskonsortien erstellt (erst mit Aufruf dieses Videos werden aktive Inhalte von YouTube geladen sowie personenbezogene Daten an YouTube übertragen; mehr Infos dazu in unserer Datenschutzerklärung).

Mit der Entwicklung von Bulevirtid/Hepcludex® als erstem zugelassenen Medikament gegen Hepatitis D ist das Ziel einer gut verträglichen und wirksamen Behandlungsoption Realität geworden, auch wenn die Therapie mit einer kontinuierlichen Medikamenteneinnahme verbunden ist. Da das Virus in vielen Aspekten noch unzureichend erforscht ist, sind Kenntnisse über mögliche therapeutische Synergien notwendig, die zu einer schnelleren und gezielteren Heilung führen können. 

Darüber hinaus ist es aufgrund der fehlenden Kenntnisse über die Verbreitung von HDV sehr wahrscheinlich, dass die angenommene Zahl der Infizierten unterschätzt wird. Schließlich liegen bisher auch keine Erkenntnisse über die körpereigenen Abwehrmechanismen vor, die eine mögliche Elimination des Virus nach einer therapeutischen Intervention ermöglichen könnten. Das Wissen über Risikofaktoren, Krankheitsverlauf und Therapieansprechen und Immunantwort spielen daher eine wichtige Rolle, um die Therapieoptionen zu verbessern und die Behandlung zu personalisieren.

Dem Hepatitis-D-Virus die Replikationsgrundlagen nehmen

Das Hepatitis-D-Virus ist der kleinste virale Krankheitserreger beim Menschen. HDV nutzt die Hülle des Hepatitis-B-Virus, um sein Genom zu verpacken, aus der Leberzelle auszutreten und sich zu verbreiten. Die Erbinformation des Virus kann sich auch durch Zellteilung infizierter Leberzellen in der Leber vermehren. 

Mit dem am DZIF weiterentwickelten Wirkstoff Bulevirtid kann der Neueintritt von HDV in die Leberzelle inhibiert werden, was zum Schutz neu gebildeter Leberzellen während der Infektion führt. Um darüber hinaus auch direkt die virale Replikation und Ausbreitung durch Zellteilung beeinflussen zu können und damit möglicherweise eine Heilung durch Elimination zu erreichen, bedarf es weiterer Anstrengungen, die im Rahmen unserer Untersuchung durchgeführt werden.

Dazu gehört sowohl die Identifizierung synergistisch wirkender antiviraler Medikamente, als auch das Verständnis der immunologischen Prozesse, die an der Heilung der HDV-Infektion beteiligt sind. DZIF-Wissenschaftler:innen haben kürzlich einen diagnostischen Test entwickelt, der einen schnellen Nachweis von HDV-Infektionen ermöglicht. Dies wird das Screening von Patient:innen erleichtern und dazu beitragen, zukünftige Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern.

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