Tuberkulose: Internationale Studie zu Antibiotikaresistenzen
Hoffnung für die Tuberkulose-Therapie macht eine internationale Studie, an der auch DZIF-Wissenschaftler des Forschungszentrums Borstel beteiligt waren. Die Analyse der Resistenzen gegen Pyrazinamide und Fluorchinolone in fast 5000 Tuberkulosepatienten zeigte unter anderem, dass bei allen Fluorchinolonen der neueren, vierten Generation nur geringe Resistenzraten zu beobachten waren. Die Ergebnisse der Analyse sind in der Zeitschrift Lancet veröffentlicht.
Mit geschätzten 9,6 Millionen neuer Tuberkulosefälle und 1,5 Millionen Toten in 2014 stellt die Tuberkulose (TB) gemeinsam mit HIV weiterhin ein massives globales Gesundheitsproblem dar. Zusätzlich treten in verschiedenen Regionen der Welt vermehrt Antibiotika-resistente Formen der TB-Bakterien auf, sowohl multi- als auch extrem-resistent. In einer internationalen Studie wurde nun die Resistenzsituation in Ländern mit hohen TB-Raten und hoher Resistenzrate untersucht. Bei rund 5000 Tuberkulosepatienten aus den Ländern Aserbaidschan, Bangladesch, Pakistan, Südafrika und Weißrussland wurde nach Erregern gesucht, die resistent gegen Pyrazinamide und Fluorchinole sind.
Pyrazinamid wird seit vielen Jahren gemeinsam mit Rifampicin, Ethambutol und Isoniazid in einer Kombinationstherapie gegen Tuberkulose eingesetzt und verkürzt die Behandlungsdauer der TB. Fluorchinolone gehören zu den Medikamenten, die aufgrund möglicher gravierender Nebenwirkungen nur in besonders schweren Fällen zum Einsatz kommen.
Die Analyse zeigte, dass Pyrazinamid-Resistenzen unterschiedlich stark ausgeprägt, aber häufig von einer Rifampicin-Resistenz begleitet waren. Pyrazinamid war jedoch in 19 bis 63 Prozent der Rifampicin-resistenten Patienten immer noch wirksam und eröffnet somit Therapieoptionen. Ein wichtiges und ermutigendes Ergebnis war auch, dass bei allen Fluorchinolonen der vierten Generation nur geringe Resistenzraten zu beobachten waren.
“Die Ergebnisse der Studie sind für die Entwicklung effizienter Therapien und Diagnostika in den verschiedenen Studienregionen von entscheidender Bedeutung” sagt Prof. Stefan Niemann, Leiter der Forschungsgruppe Molekulare und Experimentelle Mykobakteriologie am Forschungszentrum Borstel und des Bereichs „Tuberkulose“ des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung.