Ungewöhnliche Therapie für die Darmflora

Prof. Dr. Michael Manns (M.), Dr. Bachmann (l.) und Dr. Solbach (r.) mit einem Endoskop, das auch bei der Stuhltransplantation zum Einsatz kommt.

© MHH/Kaiser

Mit einer ungewöhnlichen Behandlungsmethode gelang es Ärzten an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), einen Patienten von einer lebensbedrohlichen Durchfallerkrankung zu heilen: Sie transplantierten fremden Stuhl in seinen Darm und konnten so die Erreger verdrängen. Die Methode der Stuhltransplantation wird derzeit in einem DZIF-Projekt erforscht.

Die Bakterien des gesunden Spenders verdrängten den krankheitserregenden Keim Clostridium difficile, der für immer wiederkehrende Infektionen gesorgt hatte, aus dem Darm des Patienten. „Clostridium difficile ist einer der aggressivsten Erreger von Durchfallerkrankungen. Trotz Antibiotika bekommt ein Viertel der darunter leidenden Patienten innerhalb weniger Wochen einen Rückfall“, erklärt Privatdozent Dr. Oliver Bachmann, Oberarzt an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH und Wissenschaftler im DZIF.

In Deutschland ist die Stuhltransplantation zwar noch nicht als Therapie zugelassen, sie wird jedoch als individueller Heilversuch an einigen Kliniken durchgeführt. Dabei wird dem Patienten während einer Darmspiegelung der aufbereitete Stuhl eines gesunden Spenders in den aufsteigenden Teil des Dickdarms gebracht. Hier siedeln sich die übertragenen Bakterien im Darm des Empfängers an. So sorgen sie wieder für ein gesundes Zusammenspiel der Mikroorganismen – die Krankheitserreger können verdrängt werden.

Wirklich erforscht ist die Methode noch nicht. So ist beispielsweise noch unbekannt, welche Bakterien oder welcher Mechanismus genau dafür verantwortlich ist, dass Clostridium difficile im Darm zurückgedrängt wird. Auch über die Langzeitverläufe gibt es noch keine hinreichenden Erkenntnisse. Diesen und anderen Fragen gehen die MHH-Ärzte gemeinsam mit Kollegen aus Köln, München, Tübingen und Lübeck in einer Studie des DZIF auf den Grund – der ersten klinischen Studie, die vollständig aus dem DZIF heraus begonnen wurde.

Zur Pressemitteilung der MHH

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