Verkürzte Tuberkulose-Behandlung in Sicht
Das Konsortium PanACEA stellt neue Ergebnisse aus einer klinischen Phase-2b-Studie vor, die auf eine verkürzte Tuberkulose-Behandlung hoffen lassen. Danach kann eine Höherdosierung von Rifampicin Dauer und Kosten der Therapie erheblich reduzieren. An der Studie des Pan-Afrikanischen Konsortiums ist auch Prof. Michael Hoelscher von der LMU mit einer DZIF-finanzierten Clinical Trial Unit als klinischem Sponsor beteiligt.
Pro Jahr erkranken weltweit rund neun Millionen Menschen an Tuberkulose. Ihre Behandlung erfordert eine Kombination von verschiedenen Medikamenten und dauert in der Regel über sechs Monate. Das führt nicht selten dazu, dass Patienten die Behandlung abbrechen. Auch kommt es immer häufiger zu Resistenzen, die die Behandlung erschweren. Wissenschaftler suchen daher nach neuen Therapiemöglichkeiten. Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung bildet Tuberkulose einen wichtigen Forschungsbereich; hier werden neue Wirkstoffe entdeckt und in der Präklinik erprobt. Die klinische Erprobung findet unter anderem in Kooperation mit dem Netzwerk PanACEA statt, dem vier europäische und elf afrikanische Partner angehören.
Die PanACEA MAMS-TB-01 Studie verfolgt das Ziel, neue Therapiemöglichkeiten für Tuberkulose zu finden. Es wurden 365 Patienten in sieben Zentren in Tansania und Südafrika eingeschlossen. Die Studie untersucht mehrere Kombinationen gleichzeitig und ermöglicht einen Vergleich mit der Standardtherapie. Die derzeit von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Standardtherapie (Ethambutol, Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid täglich für zwei Monate, gefolgt von Isoniazid und Rifampicin täglich für vier Monate), bedeutet eine tägliche Medikamenteneinnahme über sechs Monate.
Der bedeutendste Befund dieser Studie ist, dass Hochdosis-Rifampicin (35 mg/kg Körpergewicht) die Tuberkulose-Erreger im Vergleich zur Standardtherapie (10 mg/kg Körpergewicht) schneller abtötet. Nach acht Wochen war der Erreger-Nachweis bei Hochdosis-Rifampicin bereits bei 56 Prozent der Patienten negativ, verglichen mit 42 Prozent der Patienten bei Standardtherapie.
DZIF-Wissenschaftler Michael Hoelscher vom Klinikum der Universität München (LMU) bewertet die Ergebnisse der Studie als einen wichtigen Schritt hin zu besseren Medikamenten: "Wir freuen uns, eine potenzielle Komponente einer zukünftigen kürzeren Tuberkulose-Therapie optimiert zu haben." Dies sei der Anfang einer Reihe von Phase-1- und Phase-2-Studien, die auf systematische Art mindestens fünf neue und verbesserte Tuberkulose-Medikamente evaluieren werden.