Wie multiresistente Tuberkulose-Erreger sich ausbreiten
Ein internationales Team von Wissenschaftlern konnte erstmals die weltweite Verbreitung eines multiresistenten (MDR)-Tuberkulose-Stammes nachweisen. Die Studie zeigt, wie wichtig die effiziente Tuberkulose-Überwachung mit molekularbiologischen Methoden ist. Ausbrüche und Verbreitung der multiresistenten Tuberkulose lassen sich auf diese Weise rechtzeitig erkennen und eindämmen. DZIF-Wissenschaftler am Forschungszentrum Borstel haben die Untersuchung gemeinsam mit Forschern aus Frankreich geleitet.
„Wir konnten zeigen, dass der Ursprung eines multiresistenten Tuberkulose-Stammes des sog. Beijing-Genotyps in Ostasien liegt und er sich von dort aus in mehreren Wellen fast auf der ganzen Welt ausgebreitet hat“, erklärt Prof. Stefan Niemann, Leiter der Studie am Forschungszentrum Borstel und Koordinator des Schwerpunkts „Tuberkulose“ am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Ein internationales Konsortium aus 55 Wissenschaftlern, unter der Leitung von Stefan Niemann und den französischen Kollegen Prof. Philip Supply (Institut Pasteur de Lille) und Prof. Thierry Wirth (Muséum National d'Histoire Naturelle, Pairs), rekonstruierte die Evolution und die geographische Verbreitung dieses Tuberkulose-Erregers, der mit Multiresistenzen einhergeht.
Im Rahmen der Studie wurde der genetische Fingerabdruck von knapp 5.000 Beijing-Stämmen aus 99 Ländern erstellt, um die globale Populationsstruktur und weltweite Ausbreitung des Beijing-Typs zu untersuchen. Zusätzlich wurde von 110 Stämmen das gesamte Erbgut (Genom) entschlüsselt, um Erfolgsmechanismen von multiresistenten Stämmen zu ermitteln. Die Ergebnisse dieser Studie werden in dieser Woche in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht.
Der schnelle Nachweis von Resistenzen sowie die Entwicklung neuer Medikamente sind Schwerpunkte im DZIF. Besonders wichtig ist hier die schnelle Translation der Ergebnisse der Grundlagenforschung in die Anwendung.