Entwicklung von antiviralen Medikamenten mit Breitbandwirkung
Forschende suchen breit wirksame antivirale Substanzen, um sie für den Einsatz in Notfällen weiterzuentwickeln.
Ebenso wichtig wie Impfstoffe sind Medikamente, die im Notfall gegen neu auftretende Viren helfen können. Es ist allerdings extrem schwierig, eine bestimmte Virusvariante für einen Ausbruch wie beispielsweise bei einer Grippewelle voraussagen zu können. Das Ziel der DZIF-Forschenden ist deshalb die Entwicklung breit wirksamer Medikamente. Sie verfolgen zwei Strategien: Zum einen werden Substanzen gesucht, die zelluläre Faktoren oder spezifische Stoffwechselwege angreifen, die von vielen Viren gleichermaßen für ihre Vermehrung genutzt werden. Zum anderen sollen solche viralen Faktoren als Angriffsziel für die Wirkstoffentwicklung genutzt werden, die bei möglichst vielen Viren sehr konserviert sind. Eine Virus-Test-Plattform konnte bereits im DZIF aufgebaut werden und steht nun für die Prüfung antiviraler Wirkstoffe zur Verfügung. Diese Plattform beinhaltet ein großes Spektrum an solchen Viren, von denen nach aktuellem Wissen die größte Gefahr für neu auftretende Virusinfektionen ausgeht. Dies sind unter anderem Coronaviren (z. B. MERS), Filoviren (z. B. Ebola), Influenzaviren, Enteroviren, Hanta-Viren, Lassa-Viren sowie Flaviviren (z. B. Dengue oder Zikavirus).
Von Hemmstoffen und viralen Angriffspunkten
Die Forschenden haben bereits eine Substanz gefunden, die hoch wirksam gegen verschiedene Coronaviren ist, unter anderem gegen MERS und SARS. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Cyclophilin-Antagonisten, der offensichtlich antiviral wirkt, ohne das Immunsystem des Wirtsorganismus zu schwächen. Diese Cyp-Antagonisten sind vielversprechend und werden in der DZIF-Pipeline weiter auf virale Wirksamkeit untersucht. Es werden außerdem verschiedene Hemmstoffe des Zellstoffwechsels oder hoch-konservierter viraler Proteasen untersucht. In einem aktuellen Projekt steht Favipiravir auf dem Prüfstand: ein neues Medikament gegen schwere Influenza in Japan, das allerdings in Mäusen Krebs auslösen kann. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nun prüfen, ob man diese Nebenwirkungen verringern kann, indem man die Substanz mit Methoden der Medizinalchemie in ihrer Struktur verändert.