Tuberkulose

Neue Wirkstoffe und Therapiemuster

Evaluierung neuer Substanzen hinsichtlich ihrer therapeutischen Wirksamkeit.

Im DZIF haben sich Forschende aus München, Saarbrücken, Köln und Borstel ein gemeinsames Ziel gesetzt: neue Medikamente gegen Tuberkulose (TB) zu finden bzw. verfügbare Medikamente in neuen Therapiekonzepten effizient einzusetzen. Am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) in Saarbrücken werden natürliche Wirkstoffe aus Myxobakterien so aufbereitet, dass sie in in vitro-Testsystemen bei den Partnern in Köln und Borstel auf ihre Wirksamkeit gegenüber Mykobakterien, den Erregern der Tuberkulose, hin untersucht werden können. Zusätzlich werden diese Substanzen auf etwaige Toxizität gegenüber humanen Zellen überprüft. Vielversprechende, nicht-toxische Proben mit hoher Wirksamkeit gegen den TB-Erreger werden aus den Naturstoffgemischen isoliert, strukturell aufgeklärt und in biologischen Testsystemen weiter analysiert.

Biologische Testsysteme für die Medikamentenforschung

An der Universität Köln wurde eine Teststation entwickelt, in der tausende Substanzen in mehreren Hochdurchsatz-Verfahren auf zum einen wachstumshemmende Aktivität gegenüber Mykobakterien getestet werden können. Zum anderen werden aber auch Wirkstoffe überprüft, die die Aktivität von herkömmlichen Antibiotika unterstützen können. Derzeit werden zahlreiche Substanzen von Chemikern aus dem In- und Ausland getestet.

Zur "Translational Research Unit – Infectious Diseases (TRU-ID)" an der Uniklinik Köln

Am Forschungszentrum Borstel wurde ein Mausmodell entwickelt, in dem die Tuberkulose-Erkrankung besser als bisher simuliert werden kann. Die mit den obigen Verfahren selektionierten Substanzen werden hier auf ihre Wirksamkeit im infizierten Tier untersucht. Außerdem wird dieses Modell genutzt, um Wirkstoffe zu finden, die nicht zu Resistenzen führen. Mit Partnern an der Universität Bayreuth arbeitet man an bildgebenden Verfahren, um die Verteilung der Antibiotika im Gewebe näher zu bestimmen und so bessere Aussagen über eine effiziente Dosierung machen zu können.

Nach seiner Validierung könnte das neue Mausmodell bisherige, mit Unwägbarkeiten verbundene präklinische Modelle ersetzen. Neu gefundene Substanzen, aber auch die bereits vorhandenen neuen Wirkstoffe (BTZ-043, Q203, GSK´147, Bedaquiline und Delamanid) sollen dann sowohl einzeln als auch in Kombination getestet werden. Wirksame Wirkstoffe bzw. deren Kombinationen werden anschließend in die klinische Prüfung gegeben. Mit diesen präklinischen Ansätzen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Entdeckung neuer Medikamente für den Menschen beschleunigen und die Dosisfindung verbessern. Riskante oder nicht sehr aussichtsreiche Wirkstoffkandidaten könnten so frühzeitig erkannt und damit eine teure klinische Entwicklung rechtzeitig gestoppt werden.

Von der Maus zum Menschen

An der Ludwig-Maximilian Universität in München koordiniert die „Internationale klinische Studiengruppe“ unter anderem große internationale klinische TB-Studien (Phase I-III). Hier werden neue Kombinationstherapien mit herkömmlichen Antibiotika untersucht, um wirksamere Therapiestrategien zu erhalten. Darüber hinaus wird zurzeit eine klinische Studie durchgeführt, in der das erste in Deutschland entwickelte Antibiotikum mit der Bezeichnung BTZ-043 getestet wird. In der klinischen Studie wird gesunden Testpersonen eine Dosis verabreicht, die im Tiermodell gute Wirksamkeit gezeigt hat. Weitere Studien evaluieren neue diagnostische Methoden gemeinsam mit afrikanischen Partnern in den internationalen Netzwerken CANTAM, PANACEA und TB Sequel.

Forschung zu "Neue Wirkstoffe und Therapiemuster"

Publikationen

Meldungen zum Forschungsbereich