Widerstände des medizinischen Personals gegenüber Influenza-Impfungen verstehen
Hohe Impfraten bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen wirken der Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie z. B. Grippe (Influenza) entgegen. Bisher sind die Impfquoten bei medizinischem Personal in den meisten europäischen Ländern dramatisch gering. Vorherige Studien haben eine beträchtliche Lücke zwischen einer positiven Impfabsicht und tatsächlichem Impfverhalten gezeigt. Die UR-TIME-Studie hat daher zum Ziel, mittels qualitativer Interviews und quantitativer Befragungen des medizinischen Personals am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) effektive Ansätze zur Steigerung von Grippeimpfungen zu identifizieren und wirksame Interventionen zu entwickeln.
Die World Health Organization (WHO) schätzt, dass die Grippe weltweit jährlich drei bis zu fünf Millionen schwerer Erkrankungen und zwischen 250.000 und 500.000 Todesfälle verursacht (WHO, 2016). Die Impfrate ist in der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe der Beschäftigten im Gesundheitswesen erschreckend gering. So auch beim medizinischen Personal des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Eine vorherige Feldstudie am UKE konnte zwar eine positivere Einstellung gegenüber der Grippeimpfung und eine gesteigerte Bereitschaft zur Impfung erzielen, aber eine Erhöhung der Grippeimpfraten des Personals blieb aus. Um die Rate des geimpften medizinischen Personals zu erhöhen, müssen die Gründe identifiziert werden, die für die Diskrepanz zwischen einer positiven Einstellung und der geringen Inanspruchnahme von medizinischem Personal verantwortlich sind.
In der UR-TIME-Studie soll daher mit Hilfe von Fragebögen und qualitativen Interviews Pflegekräfte und Ärzte, die sich entweder für oder gegen eine Grippeschutzimpfung entschieden haben, befragt werden, mit dem Ziel, herauszufinden, warum sich die innere Einstellung zu Impfungen vom Impfverhalten unterscheidet. Dies ist Voraussetzung dafür,wirksame Interventionen entwickeln zu können, um die Impfrate zu erhöhen und die Ausbreitung der Grippe durch Beschäftigte im Gesundheitswesen einzudämmen: So können die Studienergebnisse z. B. für neue Impfkampagnen genutzt werden.
Erste Ergebnisse
Insgesamt 47 UKE-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nahmen zwischen Dezember 2017 und Februar 2018 an der UR-TIME-Studie teil. Davon waren 27 im ärztlichen und 20 im Bereich der Pflege tätig. Etwa ein Drittel (36%, n = 17) der Befragten waren zum Zeitpunkt der Befragung nicht gegen Grippe geimpft. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen ärztlichen und pflegerischen Mitarbeitern im Hinblick auf die Inanspruchnahme der Grippeimpfung (p = .64, n.s.). Probanden mit einem ärztlichen Hintergrund berichteten ein signifikant höheres Vertrauen in die Grippeschutzimpfung als Pflegekräfte (p = <.001). Ebenso berichteten Probanden mit Grippeimpfung ein signifikant höheres Vertrauen in die Grippeschutzimpfung als Probanden ohne Grippeimpfung (p = <.001).
Zum aktuellen Zeitpunkt erfolgen weitere quantitative sowie qualitative Auswertungen, deren Ergebnisse dann zur Ableitung effektiver Interventionen zur Steigerung der Grippeimpfraten bei medizinischem Personal beitragen sollen.