Projekt

Wie Darmmikrobiota und Immunsystem bei Leberzirrhose-Patienten interagieren (TIPINF)

Kurzbeschreibung

Bakterielle Infektionen sind eine der schwersten Komplikationen bei Patient:innen mit dekompensierter Leberzirrhose. Das Immunsystem dieser Patientengruppe ist aufgrund einer komplexen Dysfunktion des Immunsystems (Zirrhose-assoziierte Immundysfunktion, CAID) geschwächt. Die Ursache der Funktionsstörung des Immunsystems beruht hauptsächlich darin, dass die Leber stark geschädigt ist und die Patient:innen zudem unter kontinuierlichen systemischen Entzündungen leiden. Diese wiederum führen zu einem vierfach erhöhten Risiko für bakterielle Infektionen. Infektionen sind der häufigste Auslöser einer akuten Leberdekompensation bei Menschen mit Zirrhose. Der Hauptfaktor für systemische Entzündungen und bakterielle Infektionen bei Leberzirrhose ist eine erhöhte Einwanderung von Darmbakterien und deren Stoffwechselprodukten durch die Darmwand in das Blut.

Man geht davon aus, dass eine ungünstige Veränderung (Dysbiose) der Zusammensetzung des Darmmikrobioms dabei eine entscheidende Rolle spielt: Die Kolonisierung von (potenziellen) Krankheitserregern wird begünstigt, die Darmschleimhaut geschädigt und das Gleichgewicht des Immunsystems verändert.

Ein weiterer sehr wichtiger Auslöser ist ein Pfortaderhochdruck in der Leber („portale Hypertonie“). Als wirksame Therapie gilt neben der Lebertransplantation das Einsetzen einer permanenten künstlichen Verbindung zwischen der Pfortader und der Lebervene, eines sogenannten „transjugularen intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS)“. Kurz nach der TIPS-Insertion bleiben Infektionen ein kritisches Risiko für rund die Hälfte der Patient:innen. Die langfristigen Auswirkungen des reduzierten Pfortaderhochdrucks auf die Zirrhose-assoziierte Dysfunktion des Immunsystems, systemische Entzündungen und das Risiko für bakterielle Infektionen wurden noch nicht im Detail untersucht und die Rolle der Darmmikrobiota in diesem Zusammenhang ist unbekannt. In der Studie untersuchen die Forschenden Zusammenhänge zwischen Zusammensetzung und Funktion der Darmmikrobiota und dem Risiko einer Infektion sowie anderer Zirrhose-assoziierter Komplikationen nach einer TIPS-Implantation. Darüber hinaus untersuchen sie, inwieweit die Therapie des Pfortaderhochdrucks durch einen TIPS zu Veränderungen der systemischen Entzündung und der Zusammensetzung der Darmmikrobiota führt, und ob diese Veränderungen den Immunstatus beeinflussen.