Projekt

FABULOUS – Therapieversagen bei primär nicht vorhandener phänotypischer Resistenz

Kurzbeschreibung

Bei vielen Infektionen führt selbst eine fachgemäße Antibiotikagabe nicht zum erwarteten Therapieerfolg. Bei einer Behandlung mit Antibiotika entscheidet der Arzt bzw. die Ärztin in der Regel zuerst anhand der Art der Infektion, welches Antibiotikum verschrieben wird. Falls eine Resistenz gegen das bereits verschriebene Antibiotikum festgestellt wird, wird die Antibiotikatherapie gezielt auf das jeweils vorliegende Resistenzmuster abgestimmt. Auch bei einer solch kalkulierten Antibiotikagabe, die an den bakteriellen Erreger angepasst ist, kann es in etwa fünf bis 25 Prozent der Fälle zu einem Therapieversagen kommen, das heißt, dass die Bakterien nicht beseitigt werden oder dass keine klinische Besserung zu beobachten ist. Für ein solches Therapieversagen kann es verschiedene Gründe geben, zum Beispiel individuelle Faktoren der erkrankten Person oder Anpassungen auf Seite der infizierenden Bakterien. Hier setzt das Projekt FABULOUS an: Im Rahmen des Projekts werden aus klinischen Infektionen isolierte bakterielle Erreger untersucht. Der Fokus liegt auf möglichen Antibiotikaresistenz- und Antibiotikatoleranz-Fähigkeiten, die im klinisch-diagnostischen Alltag bisher nicht oder nur sehr eingeschränkt nachgewiesen werden können. Dabei konzentriert sich FABULOUS besonders auf Erregerproben aus dem DZIF-Projekt TIARA.

Kontakt

Laboralltag im Projekt FABULOUS: Forschende bestimmen die Heteroresistenz bei Bakterienstämmen. Die Heteroresistenz ist eine mögliche Ursache von Antibiotikaversagen. Man spricht von diesem Phänomen, wenn zumindest eine kleine Anzahl von Bakterien in einer Population antimikrobielle Resistenzen aufweisen.

© Bea Schneider

Im Projekt FABULOUS (Treatment failures in the primary absence of phenotypic resistance: a deep assessment for underlying causes to improve diagnostic and therapeutic approaches) werden Erreger aus klinischen Infektionen sehr genau unter die Lupe genommen. FABULOUS ist im Projekt „Targeting microbiota- and treatment-derived determinants of infection” verankert und analysiert als Proof-of-Concept-Projekt mögliche Ursachen für ein Versagen der antibiotischen Therapie.

Im klinischen Alltag wird für eine bakterielle Infektion in der Regel ein Antibiotikum verabreicht, auf das der bakterielle Erreger in der diagnostischen Testung sensibel getestet wurde. Ist dann nach mehr als 48 Stunden der Erreger immer noch nachweisbar, geht man von einem Therapieversagen (treatment failure) aus. Dies kann unterschiedliche Gründe sowohl auf Patienten- als auch auf  Erregerseite haben. Das Projekt FABULOUS fokussiert sich auf die bakterielle Seite, einschließlich der richtigen Dosierung der verabreichten Antibiotika. Der letztgenannte Punkt wird insbesondere bei Patient:innen mit Bauchraum-Operationen untersucht, für die im Rahmen des DZIF-Projektes TIARA Plasmaproben zur Verfügung stehen, aus denen die Antibiotikakonzentration während der Infektion bestimmt werden kann.

Außer den üblicherweise im mikrobiologischen Diagnostiklabor nachgewiesenen Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika gibt es viele weitere Möglichkeiten wie Bakterien der Eliminierung durch Antibiotika entgegenwirken, zum Beispiel durch Antibiotikatoleranz. Wenn Bakterien ihre Teilung verlangsamen und in eine Ruhephase übergehen, können sie jenen Wirkstoffen der Antibiotika entgehen, die darauf abzielen, die Vermehrung der Bakterien zu reduzieren.

Durch unterschiedliche Methoden der Mikrobiologie und der Genom-basierten Analytik wird das Projekt FABULOUS solche Mechanismen untersuchen. Ein Ziel ist es, auf solche Mechanismen aufmerksam zu machen, und möglichst Empfehlungen zu formulieren, wie solche Effekte in Zukunft auch in der Routinediagnostik nachweisbar werden.

Langfristig soll das Projekt FABULOUS zu einer verbesserten Routinediagnostik mit verbesserter Wirksamkeit der angewendeten Antibiotika beitragen.