Projekt

Auswirkungen einer MDRO-Kolonisierung bei komplex-chirurgischen Patient:innen (TIARA)

Kurzbeschreibung

Insbesondere größere Operationen im Bauchraum sind mit hohen postoperativen Infektionsraten assoziiert. Trotz gut etablierter Überwachungssysteme für chirurgische Wundinfektionen mangelt es an einer umfassenden Berichterstattung über infektiologische Komplikationen und die Auswirkungen des Einsatzes von Antiinfektiva während und nach Operationen. Im Rahmen von TIARA soll diese Wissenslücke geschlossen und anhand gesammelter Biomaterialien und klinischer Daten ein Modell entwickelt werden, das infektiöse Komplikationen sowie das Auftreten von multiresistenten Erregern im Verlauf nach intraabdominellen Operationen vorhersagen kann. In das Modell werden bei Krebspatient:innen auch Daten zum onkologischen Outcome, wie zum Beispiel Heilungsraten bei Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, einfließen. Darüber hinaus sollen mit Hilfe dieses Modells langfristig die bestehenden antiinfektiven Interventionen verbessert und die peri- und postoperative Morbidität und Infektionsrate, sowie nicht notwendige oder inadäquate Behandlungen mit Antiinfektiva reduziert werden. Geleitet wird das Projekt TIARA von Prof. Dr. Jörg Janne Vehreschild und Prof. Dr. Maria J.G.T. Vehreschild.

© DZIF

Im Rahmen der multizentrischen, prospektiven Beobachtungsstudie TIARA (The impact of colonization with MDRO in complex surgical patients) wird an acht deutschen Universitätskliniken über fünf Jahre hinweg eine Kohorte von 1.200 Patientinnen und Patienten mit offenen oder laparoskopisch durchgeführten Verfahren zur teilweisen oder kompletten Entfernung von Bauchspeicheldrüse/Zwölffingerdarm (Pankreatikoduodenektomien), Dickdarm (Kolonresektionen) oder Enddarm (Rektumresektionen) eingeschlossen. Während der Beobachtungszeit dieser Patientinnen und Patienten findet vor, während und nach der Operation zu festgelegten Visitenzeitpunkten eine umfassende Sammlung klinischer Daten und Biomaterialproben statt (z. B. mittels Wund- und Nasenabstrichen).

Weitere Proben werden in Abhängigkeit vom Auftreten vordefinierter klinischer Events entnommen. Das gesammelte Biomaterial wird mittels sequenz- sowie kulturbasierten Ansätzen auf seine Mikrobiota hin untersucht. Des Weiteren werden relevante Krankheitserreger einer tiefgreifenden molekularen Charakterisierung unterzogen. Die Daten fließen in eine Biobank ein, die als Grundlage für zukünftige Andockprojekte dienen wird.

Mit Hilfe der gesammelten Daten zu Biomaterialien und klinischem Verlauf der Patientinnen und Patienten sollen im Rahmen einer integrierten, komplexen Datenanalyse die drei zugrundeliegenden Hypothesen von TIARA überprüft werden:

  1. Das Ausmaß der Antibiotikaexposition nach intraabdominellen Operationen korreliert mit dem Auftreten von multiresistente Organismen (MDROs).
  2. Die Dominanz einer bestimmten Spezies innerhalb der Mikrobiota geht einer Infektion voraus.
  3. Eine Störung des Mikrobioms beeinflusst das (onkologische) Outcome nach intraabdominalen Eingriffen.

Ergänzend wird ein interdisziplinäres Antimicrobial Stewardship Board eingerichtet, das die Antiinfektiva-Behandlungen aller Studienpatientinnen und -patienten nach einem standardisierten Schema bewertet. Darüber hinaus wird die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu festgelegten Zeitpunkten anhand standardisierter Fragebögen erfasst.