Projekt

BLOOMY-PREDICT – Prognoseabschätzung nach Blutstrominfektionen durch multiresistente Bakterien

Kurzbeschreibung

Blutstrominfektionen (BSI) zählen zu den schwersten bakteriellen Infektionen und sind weltweit mit einer hohen Krankheitslast und Sterblichkeit verbunden. BLOOMY-PREDICT ist eine Beobachtungsstudie, die an fünf deutschen Universitätskrankenhäusern durchgeführt wird. Im Rahmen des Projekts werden verschiedene klinische Werte von Patienten wie Vorerkrankungen, bestimmte Blutwerte oder Daten zum Behandlungsverlauf zu einem sogenannten klinischen Score zusammengeführt. Mit Hilfe dieses Scores können zukünftig Patientengruppen mit höherem Risiko für Langzeitfolgen bereits während des Krankenhausaufenthalts zusätzliche Diagnostik, intensivere Therapieschemata, verstärktes Monitoring sowie eine engmaschigere Nachkontrolle nach Entlassung erhalten.

Bei einer Blutstrominfektion dringen Bakterien in die Blutbahn ein und lösen eine Erkrankung aus. In den letzten zehn Jahren haben Blutstrominfektionen durch multiresistente Erreger (MRE) erheblich zugenommen. Der Verlauf einer solchen Infektion ist von verschiedenen Faktoren abhängig: einerseits von den auslösenden Bakterien, andererseits aber auch von Begleiterkrankungen des Patienten und der erfolgten Behandlung.

Es wird geschätzt, dass sechs Prozent der Patienten in Akutkrankenhäusern nosokomiale (im Krankenhaus erworbene) Infektionen entwickeln. Das sind insgesamt 3,2 Millionen Fälle pro Jahr, die zu rund 150.000 Todesfällen und 16 Millionen zusätzlichen Krankenhaustagen pro Jahr führen. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen für den Patienten weit über die ersten Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus andauern.

Grundlage dieses Projekts sind die Ergebnisse der BLOOMY.COM-Studie. Diese untersuchte in sechs deutschen Universitätskliniken epidemiologische, klinische und mikrobiologische Variablen, die mit einem erhöhten Risiko für Kurz- und Langzeitfolgen und einer verminderten Lebensqualität bei Patienten mit einer Blutstrominfektion verbunden sind. Die Daten aus der BLOOMY.COM-Studie haben es ermöglicht, eine Vorhersageregel (Score) zur Identifikation solcher Risikogruppen zu entwickeln. BLOOMY.COM ist dabei die einzige europäische Studie, die sowohl Patienten auf Intensivstationen einbezogen hat als auch Patienten, die nicht intensivmedizinisch behandelt werden mussten. Um die Reproduzierbarkeit dieser Vorhersageregel zu überprüfen und eine Überinterpretation der Daten zu verhindern, ist eine Kontroll-Kohorte erforderlich. Hier setzt die BLOOMY-PREDICT-Studie ein.

Das Ziel des BLOOMY-PREDICT-Projekts (Bloodstream Infection due to Multidrug-Resistant and Suceptible Organisms Multicenter Study -Prognostic scores in patients with bloodstream Infection) ist daher die Überprüfung dieser Vorhersageregel in einer weiteren Kohorte von BSI-Patienten aus fünf Universitätskliniken in Deutschland. Dabei wird auf die Infrastruktur und Vorarbeiten aus der BLOOMY.COM-Studie zurückgegriffen, und es wird ein ähnliches, leicht reduziertes Set von klinischen und Laborvariablen erfasst. Einzelne beteiligte Kliniken werden durch zusätzliche Blutentnahmen prüfen, ob die Verwendung von modernen Biomarkern die Vorhersageleistung Score verbessern kann. Die Nachbeobachtungszeit beträgt sechs Monate.

Der validierte BLOOMY.COM/BLOOMY-PREDICT-Score soll dazu verwendet werden, eine optimierte klinische Behandlung von BSI zu ermöglichen, um das Mortalitätsrisiko und die Häufigkeit schwerer Folgeerkrankungen zu reduzieren. Die Validierung des Scores wird neue Erkenntnisse liefern, um in der Folge eine multizentrische interventionelle, klinische Studie zu konzipieren. Ziel ist, die Belastung durch Sepsis, insbesondere durch multiresistente Erreger (MRE), zu reduzieren und schließlich ein optimiertes klinisches Management und eine individualisierte Antibiotikatherapie in der routinemäßigen Patientenversorgung zu ermöglichen. Die Auswahl von Hochrisikopatienten könnte auch wesentliche Informationen für die Planung klinischer Studien zur Erprobung neuer Antibiotika oder antimikrobieller Stewardship-Interventionen liefern.

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